đą ZurĂŒck nach Europa â unsere Ausreise aus Marokko
Bammel vor der Grenze đ±
Ein bisschen mulmig war uns schon bei dem Gedanken an die Ausreise aus Marokko. Zum einen, weil die Grenze zwischen Marokko und Mauretanien eine ziemlich nervige Erfahrung war, zum anderen wegen der Höhe unseres Charlys.
Als ich am Tag zuvor die FĂ€hre buchte, konnte ich nur eine Fahrzeughöhe bis 2,99 m angeben đ± â unser Charly ist aber mehr als einen halben Meter höher! In dem Moment war ich noch ganz entspannt und dachte mir: Ach, das wird schon passen! Auf der Hinfahrt gingâs ja auch… Doch spĂ€ter, als ich darĂŒber nachdachte, kamen Zweifel⊠Was, wenn es eine kleinere FĂ€hre ist, nur fĂŒr PKWs und kleine Wohnmobile?! đ
FrĂŒh am Hafen â die erste HĂŒrde â°
Wegen unserer Aufregung und der strengen Polizei-Kontrollen waren wir sehr frĂŒh am Hafen. Immerhin fanden wir erstaunlich schnell die richtige Einfahrt und den Check-in-Schalter unserer FĂ€hre.
Der âfreundlicheâ Mann dort fragte uns direkt, ob wir nicht vielleicht die FĂ€hre um 8 Uhr nehmen wollten. Ein Blick auf die Uhr â es war bereits 8:15 Uhr. Ich fragte, ob wir das denn trotz der Polizei- und Zollkontrollen noch schaffen wĂŒrden. Seine Antwort: Jaja, klar.
Also los! đđš
Kontrollen? Welche Kontrollen? đ€š
Wir fuhren an zahlreichen leeren Polizei-HĂ€uschen vorbei â alle Schranken waren offen. Das kam uns seltsam vor. Doch dann tauchte ein HĂ€uschen MIT Polizist auf. Der kontrollierte unsere PĂ€sse und stempelte sie ab. â
Dann folgte der Scanner. Da wir den Ablauf schon kannten, stiegen Lucy, Orle und ich aus, wĂ€hrend Rico Charly in den Röntgen-Apparat steuerte. Fertig. Doch diesmal gab es eine Neuerung: Einige Kontrolleure interessierten sich fĂŒr unsere Dachboxen. Zum ersten Mal musste Rico mit einem Polizisten aufs Dach klettern, um eine der Boxen zu öffnen. Drin sah er allerdings nicht viel â alles war in schwarzen PlastiksĂ€cken verpackt, um es vor Feuchtigkeit zu schĂŒtzen. Trotzdem war der Kontrolleur zufrieden und wĂŒnschte uns eine gute Reise. đđš
Falsches Gate? Kein Problem! đ
Jetzt mussten wir nur noch die richtige FĂ€hre finden. Auf unseren Tickets stand Gate 5. Also fuhren wir dorthin. Rico fragte sicherheitshalber einen Hafenarbeiter, der gerade mit seinem Gabelstapler unterwegs war. Der schaute uns grinsend an und erklĂ€rte, dass wir natĂŒrlich völlig falsch waren đ. Freundlich wie er war, fuhr er mit seinem Fahrzeug voraus, um uns den richtigen Weg zu zeigen.
Die 8-Uhr-FĂ€hre um 9:35 Uhr đ
Es war inzwischen 9 Uhr â und die 8-Uhr-FĂ€hre war immer noch da. Wir durften direkt an Bord fahren. Die FĂ€hre war fast leer, unser Charly stand ganz allein und verlassen auf dem Deck đ . Zum ersten Mal wurde er mit Ketten gesichert.

Lucy bekam sofort Panik. Sie dachte, das sei wegen starkem Wellengang. Doch Rico beruhigte sie: Nein, nein â unser LKW wird nur festgeschnallt, weil das Deck so leer ist. Falls Charly rutschen sollte, hĂ€tte er immerhin genug Platz zum Tanzen! đ

Wir suchten uns sonnige PlĂ€tze auf der Terrasse, lehnten uns entspannt zurĂŒck â und um 9:35 Uhr legte die 8-Uhr-FĂ€hre endlich ab. đąđ

Und was war mit Charlys Höhe? đ€·ââïž
Tja, am Ende hat sich fĂŒr unsere Fahrzeughöhe niemand interessiert. Wir fuhren einfach auf die FĂ€hre â zusammen mit einigen groĂen LKWs. Die ganze Aufregung war also völlig umsonst! đ
Die Reise geht weiter â auf der Autobahn đŁïž
Seither fliegen wir regelrecht ĂŒber die StraĂen. TĂ€glich verbringen wir fĂŒnf bis sieben Stunden „on the road“ und legen dabei rund 300 Kilometer zurĂŒck, manchmal auch mehr. Anders als bisher fahren wir hauptsĂ€chlich Autobahn â es soll schnell gehen, ohne Umwege, ohne groĂe Pausen. Inzwischen sind wir in Frankreich angekommen. Seit unserer Entscheidung, die Reise in Mauretanien abzubrechen, haben wir bereits 4.000 Kilometer zurĂŒckgelegt. Nun trennen uns noch 2.000 Kilometer von unserem Ziel in RumĂ€nien. Heute legen wir einen Ruhetag ein. Zum einen stĂŒrmt es wieder sehr und zum anderen brauchen wir alle eine Pause vom Fahren.

Gedanken auf der StraĂe đ
Die Stimmung in unserer kleinen Reisegemeinschaft ist meist gedĂ€mpft. WĂ€hrend der langen Fahrten ist jeder in seine Gedanken versunken. Vielleicht malen wir uns aus, wie das Leben in unserem zukĂŒnftigen Haus in RumĂ€nien aussehen wird, oder wir hĂ€ngen den Erinnerungen der vergangenen 830 Tage nach. Doch eines eint uns: Die Reiselust ist bei jedem aus unterschiedlichen GrĂŒnden verblasst.
Rico und Lucy haben sich allmĂ€hlich mit der neuen Situation arrangiert. Ich hingegen stehe noch zwischen den Welten. Ehrlich gesagt, fĂŒhle ich mich verloren. In mir strĂ€ubt sich alles gegen den Gedanken, sesshaft zu werden. Gleichzeitig weiĂ ich, dass wir so nicht ewig weiterreisen können.
An der Weggabelung â welcher Pfad fĂŒhrt mich weiter? đ
Jeden Tag frage ich mich: Soll ich allein weiterziehen? Ein Flug nach Palermo, ein paar Wochen als Backpackerin quer ĂŒber Sizilien â einfach losziehen, ohne festen Plan? Die Vorstellung kribbelt in mir wie eine unausgelebte Möglichkeit. Mein Herz schlĂ€gt noch immer im Rhythmus der Reise, nach Freiheit und Abenteuer â nicht nach einem endgĂŒltigen Ankommen. Und doch fĂŒhlt sich dieser Schritt des Alleinereisens jetzt noch nicht richtig an.
Statt mir auszumalen, wie wir ein kleines HĂ€uschen einrichten, spinne ich neue ReisetrĂ€ume. Eine Langstrecken-Wanderung auf der Via Transilvanica? Eine Backpacking-Tour durch Vietnam? Oder vielleicht doch ein Roadtrip durch SĂŒdafrika? Mein Kopf ist voller Routen, voller Möglichkeiten â nur die Richtung fehlt.
Ich stehe an einem Wendepunkt. Manchmal fĂŒhlt es sich allerdings mehr nach einer Sackgasse an. Der richtige Weg ist noch nicht klar, aber vielleicht ist genau diese Ungewissheit eine Chance, herauszufinden, wohin meine Reise mich wirklich fĂŒhren soll. Vielleicht muss ich nicht jetzt entscheiden, sondern mir einfach Zeit lassen. Denn am Ende, das weiĂ ich, werden sich die Dinge fĂŒgen â so, wie es sein soll.
No responses yet