Es begann vor 3 Monaten…

Mit unseren Reiseberichten hänge ich etwas hinterher. Im Oktober/ November hatte ich eine mentale Reiseflaute und somit wenig Muse euch von unseren Erlebnissen zu berichten. Gefühlt hatten wir eine Panne nach der nächsten und nahezu jeder Tag war einfach nervig. Doch seit wir in Italien sind, geht es wieder bergauf und meine Reiselust ist wieder geweckt. Nun werde ich euch einen kurzen Abriss über unsere Geschichten aus der Türkei geben. Außerdem werde ich euch erzählen, wie es dazu kam, dass wir in Griechenland haarscharf einer Katastrophe entkommen sind, aus der uns ein Radlader gerettet hat… Doch alles Schritt für Schritt 😉

Bananen, Möhren und Leblebi

Mein letzter Reisebeitrag endete in Istanbul. Nach dem Stadttrubel wollten wir etwas Ruhe. Zunächst fuhren wir nach Norden an die Küste des Schwarzen Meers. Lange hielten wir es dort nicht aus – zum einen war die Gegend nicht sonderlich schön, zum anderen wurde es hier im Norden der Türkei wetterbedingt langsam ungemütlich.

Doch die täglichen Fahrten waren sehr amüsant. Wir wurden unentwegt von Autos angehupt, deren Insassen fröhlich und überschwänglich winkten 😀Auch auf zahlreichen unserer Stellplätze freuten sich die Einheimischen über uns und schenkten uns immer wieder kleine Aufmerksamkeiten. So kam zum Beispiel ein Mann mit einem Beutel auf uns zu. Er erzählte unablässig etwas – doch leider sprechen wir kein Türkisch. Jedenfalls überreichte er uns die Tüte – sie war gefüllt mit Maiskolben, jede Menge Chilis und ein paar Birnen. Als wir ihm dankten, strahlte er übers ganze Gesicht und verabschiedete sich 😊 Tags darauf kam ein anderer Mann, der Rico unbedingt ein Bier schenken wollte 😄🍺

Eine weitere witzige Begegnung tat sich an eben jenem Stellplatz auf. Eines Abends beobachteten wir ein kleines Auto, welches auf dem Platz hielt. Der Fahrer wurde fröhlich von den 4 Straßenhunden begrüßt. Er brachte ihnen Futter 😊
…und dann kam er zu uns.
Wir waren überrascht, als wir im reinsten Wiener Dialekt angesprochen wurden 😂 Hatchi erzählte uns, dass er zwar in der Türkei aufgewachsen sei, 50 Jahre in Österreich gelebt hatte und nun seit kurzem wieder hier lebte. Wir kamen darauf zu sprechen, dass uns in der Region riesige Haselnuss-Plantagen aufgefallen waren. Ja, das sei typisch für hier – er und seine Familie haben ebenfalls eine große Plantage samt Fabrik. Die Nüsse gehen an Ferrero. Lustig, denn Rico hatte Tags zuvor tatsächlich gemutmaßt, dass es die Haselnüsse fürs Nutella seien 😄

Wie uns im weiteren Verlauf der Türkei-Reise auffiel, war jede Region für etwas anderes bekannt. So fuhren wir zum Beispiel durch Gegenden mit riiiiesigen Bananenplantage. An Straßenständen hingen Stauden, die man entweder im Ganzen oder auch nur „in Teilen“ kaufen konnte. Sooo leckere Bananen (und so viele) haben wir noch nirgends gegessen. 🍌🍌

In einer anderen Ecke gab es unzählige Weingüter. In den dazugehörigen Ortschaften weisen Skulturen oft auf das „Wahrzeichen“ der Region hin. In der Bananen-Gegend stand also riesige Frauen-Figur auf einem Kreisverkehr, welche Bananenstauden trug.

Irgendwo im Süden des Landes fuhren wir durch Ortschaften, in denen sich ein Lebensmittelgeschäft ans Nächste reihte. Jedes hatte Schilder mit undefinierbaren Kügelchen darauf. Waren es Bäcker und die Bällchen sind aus Teig? Oder Kekskugeln? Mh, nee- die Theken in den Geschäften wirkten keinesweg wie Bäckereien. Nach einigen Kilometern waren wir doch zu neugierig und hielten an. Rico und ich betraten eines dieser Lädchen und waren immer noch genauso schlau wie vorher 😂 Wir standen vor einer sehr großen, gläsernen Auslage mit Unmengen Schüsselchen in welchen kleine Bällchen lagen. Je nach Schüssel unterschieden sich die Kügelchen in Größe und Farbe. Die freundliche Frau bot uns eine Kostprobe an. Die ersten Bällchen waren knusprig und würzig. Lecker. Wir durften weiter probieren und wählten die Bällchen mit Schokoladenüberzug. Auch lecker. Wir testeten viele verschiedene Sorten- befanden alles für toll und kauften auch so von jeder etwas. Wir verließen den Laden mit einem Beutel voller verschiedener Bällchen und wussten nach wie vor nicht, was es denn eigentlich war 🤣 Zurück im Charly war Lucy auch gleich ganz neugierig und probierte sich durch. Ich schaute mir die Tütchen mit den lustigen Bällchen genauer an. Auf jeder stand etwas mit „Leblebi“. Aha, so hatte ich etwas um Google zu fragen. Bei Leblebi handelt es sich um in Heißluft geröstete Kichererbsen, welche dann in unterschiedlichsten Arten verfeinert werden. Ob mit pikanter Gewürzmischung, einer süßen Zuckerglasur oder Schokolade – es scheinen der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Und wie bereits gesagt: Alles, was wir getestet haben, war unglaublich lecker 😉

Unsere Reise führte uns auch durch ein Karotten-Region 🥕 Auf dem Weg nach Kappadokien fuhren wir durch eine interessante Landschaft. Es wirkte wie eine Mischung aus Wüste und Mondlandschaft. Unterwegs machten wir Stopp an den „Regenbogen-Bergen“ 🌈 Der Name lässt es schon vermuten: die Berge bestehen aus unterschiedlichen Farben. Verschiedene Gesteinsarten geben den Bergen einen gestreiften Look aus Rot-, Grün-, Gelb- und Brauntönen.

Seit Stunden in dieser Wüstengegend unterwegs, taten sich wie aus dem Nichts plötzlich Hochhäuser auf. In diesem Ort machten wir eine Pause und schlenderten durch einen typischen türkischen Basar. Es roch überall anders. Hier nach Zimt, dort nach scharfen Gewürzmischungen, oder süßem Gebäck. Aber auch sehr oft nach Karotten 🥕 Wie wir nämlich festgestellt haben, war eben jene Region berühmt für den Möhrenanbau. Und die Einheimischen lieben diesen Gemüse anscheinend sehr. Aller paar Meter gab es einen Verkaufsstand mit frischen, geschnittenen Karottensticks als Snack für zwischendurch. Noch mehr Andrang hatten allerdings die Verkäufer, die frischen Möhrensaft pressten. Wir sahen viele Einheimische, die solche Flaschen als Erfrischung während ihres Basarbummels trugen. Davon kauften wir zwar nichts, dafür deckten wir uns mit allerhand Gewürzen und Kräutern ein. Der freundliche Händler gab uns zu allem eine Duft- oder Kostprobe. Wir befanden sehr vieles für sehr gut und schlugen kräftig zu 😅 Ergebnis: Rico baute uns einige Tage später eine komplette Schublade als Gewürzregal um 😁

Der Disney-Horror

Bevor wir ein Land bereisen, beschäftigten wir uns im Vorfeld natürlich damit. Neben den Einreisebedingungen für Mensch – Hund – LKW und Mautsystemen, recherchieren wir selbstverständlich auch Sehenswürdigkeiten usw. Jeder trägt seine Wunsch-Ziele auf unserer Karte ein – also Spots, die er/ sie gern besichtigen möchte und daraus machen wir eine Route. Ziemlich zu Beginn unserer Rundfahrt durch die Türkei stand ein besonderer Punkt auf meiner Erlebnis-Liste. Ich bin ja (wie manchen bereits bekannt ist) eine Freundin von lost places und dieser verlassene Ort schien mir super spannend.
In der Provinz Bolu liegt ein kleiner Ort, in dem fast 600 Schlösser gebaut wurden. Jedes einzeln betrachtet, wirkt wie eine Miniaturausgabe eines märchenhaften Disney-Schlosses. Doch die Tatsache, dass sooo viele auf einem Raum aneinander stehen, lässt das ganze schon seltsam wirken. Noch unheimlicher ist es, wenn man weiß, dass keines der 578 Gebäude je bewohnt wurde…

Weiß wie Schnee

Kurz vor Kappadokien fanden wir einen riesigen Salzsee. Zwar war in der Mitte Wasser, doch hunderte Meter am Rand war er trocken. Der Boden war flächendeckend weiß. Diese Landschaft war auch wieder sehr beeindruckend. Wir fanden einen ruhigen Stellplatz am Rande der weißen Wüste.

Buntes Spektakel bei Sonnenaufgang

Nach einigen Tagen kamen wir in der berühmten Kappadokischen Landschaft an. Atemberaubend. Eine Gegend, geformt in und aus Sandstein. Wir fanden einen hoch gelegenen Platz mit Blick in eines der grandiosen Täler. Überall ragten „Türme“ in die Höhe. Berge, Hügel und Säulen aus Sandstein. In den größeren Gebilden sahen wir Löcher, die an Fenster und Türen erinnerten. Tatsächlich lebten hier früher Menschen in den Bergen. Heute gibt es nur noch wenige solcher Wohnungen – die Mehrzahl der sogenannten „Feentürme“ werden zu touristischen Zwecken genutzt, zum Beispiel als Hotels oder Souvenirshops.
Das bekannteste Spektakel, welches Touristen aus aller Welt in die Gegend zieht, sind die Heißluftballons. Jeden Morgen zum Sonnenaufgang steigen zwischen 100 und 150 bunte Ballons über Katalonien empor. Wer Lust hat, kann jede Menge Aktivitäten buchen: von Fotoshooting über Reit- oder Quadtouren, aber natürlich auch eine Fahrt im Ballon. Wir begnügten uns einfach als Schaulustige und beobachteten von unserem perfekten Stellplatz das rege Treiben. Noch vor Sonnenaufgang ging es los. Immer mehr sammelten sich auf dieser großen Hochebene. Einige kamen, um sich tolle Aussichten zu sichern, andere bauten Utensilien für Hochzeitsbilder auf. Vom Schlafzimmerfenster konnten wir im Tal die Heißluftballons sehen, welche sich nach und nach leuchtend aufblähten. Ein herzliches Bild. Als hinter den Bergen ganz langsam die Sonne aufging, starteten sie nach und nach. Zusammen mit den Pastellfarben des Sonnenaufgangs, wurde der Himmel mit den Farbtupfern der Ballons immer bunter.


Theoretisch wirklich ein super romantisches Ereignis. Allerdings schmälerten die vielen anderen Menschen diese Romantik immens 😂 Dafür gab’s aber natürlich nicht nur die Ballons zu beobachten, sondern eben auch die anderen Touristen. Richtig schön waren die Fotoshootings, bei welchen die Paare den Heiratsantrag nachstellten. Sehr niedlich und rührend. Aber auch die Fotos der Frauen, ewig langen Kleider trugen, welche im frischen Morgenwind wehten… Es war sehr spannend, mittendrin zu sein 😄 unser Charly war übrigens nicht nur für uns ein tolles Motiv an diesem Morgen. Er durfte auch auf Bildern vieler anderer Kameras und Smartphones Modell stehen.

Nachdem wir nun so ein wildes Treiben erlebt hatten, wollte ich das Ballon-Event nochmal gern in Ruhe genießen. Wir suchten für den nächsten Morgen einen abgelegenen Stellplatz. Ganz allein konnten wir hier tagesdrauf, wieder pünktlich zum Sonnenaufgang die steigenden Ballons beobachten. Wunderschön.

Im Süden

Mit diesen bleibenden Eindrücken verließen wir die zauberhafte Gegend und steuerten Richtung Südküste. Als positiver Aspekt möchte ich an dieser Stelle die herrlich warmen, sommerlichen Temperaturen erwähnen. Ansonsten fühlten uns hier nicht so sehr wohl. Zum Fahren war es schön – die Straße führt an der Küste entlang und so folgt eine bombastische Aussicht der nächsten. Nachteil an einer tollen Küstenstraße ist natürlich, dass es wenig (oder gar keine) ruhigen, entspannten Stellplätze am Strand gibt. Außerdem folgte ein Touristenort dem nächsten. Gigantische Hotelanlagen säumten kilometerweit die Straßen. Ich muss aber zugeben, dass die Türken wirklich kreative Resorts für ihre Urlauber aus dem Boden gestampft haben. Unglaublich abwechslungsreiche Anlagen. Alle sehr bunt und ausgefallen. Kein Hotel glich dem anderen. In einer Hotelanlage sah man Wasserrutschen, bei denen mancher Aqua-Park neidisch wird. Ein anderes Hotel begrüßten seine Gäste mit haushohen goldfarbigen Statuen, die an ägypische Pharaonen erinnerten. Das nächste Hotel trumpfte mit einem Kletterpark, welcher mit überdimensional großen Tierskulpturen geschmückt war. Jede Hotelanlage war anders – hauptsache, groß, bunt und ausgefallen. Bei unserer Fahrt durch diese Orte staunte ich wie ein kleines Kind 🤩

Das Reifen-Martyrium geht weiter

Einen schönen, ruhigen und müllfreien Platz zu finden, war allerdings schwierig. Hier und da gelang uns das, aber eben immer nur mäßig. Auf unserer Reise haben sind wir schon einiges gewoht, was Müll angeht. Wobei wir in der Türkei das Müllproblem nochmals völlig neu definieren konnten. So schön die Landschaft ist, so riesig sind die Berge mit Müll überall.

In meinem Bericht https://familieweltweit.de/geschichten-aus-4-laendern/ erzählte ich euch vom Reifentausch in Griechenland. Erinnert ihr euch? Ich schrieb, dass wir seitdem Probleme hatten und das linke Vorderrad immer Luft verlor, sodass Rico täglich vor der Fahrt aufpumpen musste. Dieses Problem war von einen auf den nächsten Tag wie von Zauberhand behoben. Ungefähr 2 bis 3 Wochen reisten wir ohne Luftverlust durch die Türkei.

Als wir an der Westküste angelangten, gab es auch wenige schöne Stellplätze. Nach einem langem Fahrtag waren wir froh, etwas halbwegs zumutbares gefunden zu haben. Der Platz war zwar unweit der Straße und natürlich wieder überall mit Müll beschmutzt. Doch es gab eine super schöen Aussicht aufs meer, die wir nach dem anstrengenden Reisetag genossen. Wir saßen vorm Charly als ein Mann mit einer grünen Frucht (oder Gemüse?!) und einem Messer auf uns zu kam.🤨 Es war der Fahrer des LKWs, der ebenfalls hier parkte um die Aussicht zu genießen. Er fragte, ob wir eine Teller hätten – und schon schnitt er uns das grüne Teil in Scheiben, streute Salz darüber und hielt es uns hin. Es nannte sich „Kelek“ und schmeckte sehr nach Gurke. Genau genommen handelt es sich dabei um unreif geerntete Zuckermelonen. Als er wieder zurück zu seinem Fahrzeug ging, hörten wir plötzlich ein Zischen. Schnell geortet kamen wir zu der Erkenntnis, dass der linke Hinterreifen Luft ließ 😣 Es war also nicht das „bekannte Problem“, sondern ein neues. 🙄 Wir sind anscheinend auf diesem Platz durch scharfkantigen / spitzen Müll gefahren. Seufz. Ein Motorradfahrer beobachtete uns und auf englisch fragte, ob er helfen könne. Kurzerhand erkundigte er sich telefonisch beim Reifendienst im nächsten Ort. Dieser könne zwar zum Freitagabend helfen kommen, allerdings zu einem unverschämten Preis. Wir lehnten also ab. Nun kam auch der LKW-Fahrer hinzu und begutachtete unseren Reifen. Er schlug vor, den Reifen mit unserem Ersatzrad zu wechseln. Rico war sich erst unsicher – die Sonne ging langsam unter und es wurde schnell dunkel. Ein weitere Mann kam hinzu und bot ebenfalls seine Hilfe beim Radwechsel an. Und plötzlich gings schon los… Für mich fühlte es sich ein wenig wie beim Boxenstopp der Formel 1 an. Die Männer arbeiteten Hand in Hand. Zügig aber bedacht. Im Hintergrund tauschte die Sonne langsam ins Meer und der Himmel zeigte seine schönsten Farben.

Nach einer dreiviertel Stunde war das schwere Rad gewechselt. Abschließend gab´s für die kräftigen Helfer noch ein Bier (bzw Cola). Am nächsten Morgen klopfte der LKW-Fahrer nochmals bei uns- Zum einen wollte er wissen, ob wir weitere Hilfe benötigten, zum anderen fragte er, ob wir vielleicht eine Tasse Kaffee hätten. ☕ Klar- und ein Päckchen, was er sich später selbst aufgießen konnte, legten wir auch noch mit dazu – als Dankeschön brachte er uns eine Packung Schoko-Kekse 😂 Die waren übrigens uuuunglaublich lecker, wie wir später festgestellt haben 🍪

Wenige Tage später sanden wir irgendwo am Strand, als wir wieder ein Zischen vernahmen. Linkes Vorderrad. Also das Rad, was uns vor einiger Zeit schon immer wieder auf die Nerven ging. Am nächsten Morgen pumpe es Rico wie gewohnt auf und dann sind zu einem Reifenservice gefahren. Dort wurde Schlauch geflickt. Als das Rad wieder am Charly montiert werden sollte, zischte plötzlich wieder Luft. Also Reifen runter und nochmals flicken. Irgendwann war die Sache erledigt und wir sind weiter gefahren. Nach knapp 50 km erreichten wir die Çanakkale-1915-Brücke – die längste Hängebrücke der Welt. Es war regnete und noch dazu war es neblig. Wir hatten also keine tolle Sicht als wir über die Brücke fuhren. Plötzlich lenkte Rico merkwürdig und schaute immer wieder aus dem Fenster. Ich wollte wissen, ob irgendwas nicht stimmte – er meinte, wir haben einen Platten.
Er fuhr langsam weiter, hing sich aber immer wieder aus dem Fenster. Er stellte fest, dass unser Sprengring vom Rad weggeflogen sei. Den brauchen wir aber unbedingt.
Also hielt er an der rechten Seite und wollte über die 3-spurige Autobahn, um diese 2 Ringe zu suchen 😵‍💫
Wie gesagt: es war zudem nebelig und Regen… Und eben Autobahn… Mitten (ja, tatsächlich genau in der Mitte) dieser Brücke. Ich hab ihm schnell noch eine Warnweste zuwerfen können und weg war er 🙄Nach einer Weile kam er wieder – unverletzt und mit den Ringen. Und nun??? Der Plan: wir fahren langsam von der Brücke runter und schauen dann weiter… Sehr langsam ging’s also voran. Immer den Reifen im Blick – der dann anfing zu qualmen. Inzwischen folgte uns ein blinkender „Absperrwagen“ und sicherte uns. Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir endlich unten an und fuhren auf den Seitenstreifen. Der Reifen qualmte inzwischen so stark, dass Rico den Feuerlöscher bereit hielt… Was hier vielleicht alles nüchtern klingt, war vor allem für Lucy sehr beängstigend. Der Herr von der Verkehrsaufsicht rief einen Reifendienst und fragte, ob wir noch etwas weiter fahren können. Durch die Mautschranke. Rechts dahinter wäre „der sichere Bereich“. Klar, die paar hundert Meter schaffen wir auch noch… Und stellten fest, dass der sichere Bereich in der Tat super sicher war – da war nämlich eine Polizeistation 😂🚓


Die Polizisten waren natürlich neugierig und kamen alle der Reihe nach gucken. Manche blieben mit dabei als der Mann vom Pannendienst kam. Er wollte unser Ersatzrad drauf machen. Tolle Idee, ABER (ihr erinnert euch), mussten wir das Ersatzrad ja bereits einige Tage zuvor wechseln. Das heißt, das Rad, was nun als „Ersatzrad“ da war, war eben auch kaputt 🙄 Zunächst konnte / wollte Tayfun vom Reifendienst uns nicht helfen. Nachdem aber einer der Polizisten kräftige Anweisungen gab, kümmerte er sich doch um uns. Tayfun wechselte das wahnsinnig kaputte Rad mit dem bisschen kaputten Rad und Luft pumpte Luft auf. Danach fuhren wir 10 km weiter in seine Werkstatt, wo er unsere Schlauch flicken wollte. Es war schon spät am Abend und wir schlugen vor, dass wir dort übernachten und Tayfun am nächsten Morgen in Ruhe die Reparatur vornehmen kann. Dankbar verabschiedete er sich. Tags darauf machte er eine gute Arbeit und reparierte den Schlauch und trank das ein oder andere Gläschen Cay mit Rico. Das ist übrigens kein Gerücht: Die Türken trinken immer und überall und viel Tee 😀 Eine tolle Gewohnheit, der auch wir oft zuteil wurden. Bei jeder Gelegeheit, die mit Wartezeiten (wenn auch kurz) verbunden waren, gab´s ein Gläschen Cay. An der Tankstelle als wir Charlys Diesel-Durst stillten, oder als wir am Imbiss auf unser Essen gewartet haben.

Zwei Tage später verließen wir nach insgesamt 4 Wochen die Türkei.

Am Rande des Wahnsinns

Griechenland zum dritten. Da wir uns nicht ewig lang in Griechenland aufhalten wollten, beschlossen wir nach dem Grenzübertritt Strecke zu machen. Wir fuhren mehr als 300 km, was bei uns etwas mehr als 5 Stunden dauert. Vielleicht sogar knapp 6 Stunden. Ich weiß es nicht mehr genau. Jedenfalls waren wir alle ganz schön kaputt und fanden einen Stellplatz, der ok für eine NAcht war. Am nächsten Morgen beschlossen wir uns einen schönen Platz in wenigen Kilometern Entfernung zu suchen und dort für ein bis zwei Tage stehen zu bleiben. Wir wollten an einen Strand fahren. Der Weg führte einen Hang hinunter. Es sah zwar sehr steil aus, aber der Untergrund erschien fest und somit für unseren Offroad-Charly eigentlich kein Problem. Was wir nicht erkannt haben, dass der Boden oberflächlich zwar ok war, aber darunter aus einer Art Lehm bestand. Die Tage zuvor hatte sehr geregnet und der Lehm war klitschig. So sind wir mitsamt dieser Schicht da einige Meter hinuntergerutscht. Wie auf Schmierseife oder Glatteis. Der Hang macht in ein paar Metern Entfernung eine Kurve. Wenn Rico also nicht lenken konnten, gings (zwar durch Busche und Gestrüpp) bergab. Wir haben entschieden, nicht weiter runter zu fahren, sondern rückwärts wieder hoch. Das ging nur wenige Meter und währenddessen rutsche der Charly in den abschüssigen Graben am Berg. 🥴 Uns ging ganz schön die Düse. Es war die kritischste und nervenaufreibendste Situation unserer bisherigen Reise.
Wir sicherten Charly mit der Seilwinde ein bisschen an einem Baum. Ich glaube, es war mehr eine mentale Sicherheit für uns – denn der Baum stand ebenfalls auf diesem schmierigen Boden und wirkte rückblickend nict sehr vertrauenserweckend.
Dann haben wir ewig überlegt, probiert und gegraben… Alles was wir versuchten machte es nicht besser. Wenn wir diese Story erzählen, kommt oft die Frage, wie wir in solchen Situationen miteinander umgehen. Zunächst bringen wir Lucy samt Orle aus dem Gefahrenbereich. So ist sie in Sicherheit und beide sind abgelenkt und haben mit sich zu tun 😉 Rico und ich sind beide ruhig und besonnen. Wir sprechen uns viel ab und beraten über alle möglichen Ideen die uns durch den Kopf gehen. Ich bin der Meinung, dass wir ein wirklich starkes Team sind, welches durch eben solche Aktionen auch immer mehr wächst.
Zurück zum Abhang. Wir wussten uns irgendwann nicht mehr weiter. Also hat Rico an der nächstgelegenen Straße geschaut, dass er Hilfe findet. Er hielt zwei Männer in einem Baustellenfahrzeug an. Die konnten zwar nicht direkt helfen, kümmerten sich aber telefonisch. Nach einer Weile kam ein grieskrämiger Grieche mit einem riesigen Radlader. Er schob zunächst den Graben mit dem schlammigen Lehm zu und zog uns danach heraus. Die beiden „Baustellen-Männer“ koordinierten und übersetzten.

(Die Bilder sehen nur halb so dramatisch aus)

Und dann – ENDLICH – war Charly wieder auf sicherem Boden. Am Ende des Tages hatte selbst mein Mann wackelige Bein und Tränen in der Augen. Wir waren mit den Nerven echt am Ende. Glücklichweise fanden wir unweit einen wunderschönen und sicher Platz, an dem wir uns dann ein paar Tage vom Schock erholten.

Auch die darauf folgenden Tage fanden wir immer wieder bezaubernde Plätze. Aufgrund der vielen Erlebnisse der vergangenen Wochen, traten wir wieder mehr auf die Bremse. Wir erkannten, dass in unserer Reise der Wurm ist, den wir da definiv nicht haben wollten. Uns war auch klar, dass wir das ein Stück selbst in der Hand haben und begannen, unsere Reise wieder zu entschleunigen. Nachdem wir im September Rumänien verlassen hatten, waren wir rasant unterwegs und nun spürten wir die Folgen. Wir genossen diese wunderbaren Plätze und versuchten, mental runter zu kommen.

Doch was soll ich sagen – plötzlich hörten wir es wieder Zischen… und suchten mal wieder eine Reifenwerkstatt auf… Bereits in der Türkei hatten wir beschlossen, Charly einen Komplettsatz neue Reifen zu gönnen. Wir hielten nahezu an jeder „Reifenbude“, welche auch große Reifen anbot und fragten, ob eine Bestelllung unserer Reifen möglich wäre. Entweder wurde unsere Anfrage direkt verneint, oder wir bekamen Preise (und Lieferzeiten) zu hören, die auf keine Kuhhaut gingen. Wir entschieden in Italien nach Reifen weiterzusuchen. Jaja, zunächst wurde aber der Schlauch natürlich nochmals in Griechenland repariert.

Charlys neue Schuhe

Ende November setzten wir mit der Fähre dann von Griechenland nach Italien über. Mit 9 Stunden war dies unsere längste Fährfahrt. Glücklicherweise stand Charly nicht unter Deck sondern oben an der freien Luft und wir entschieden, dass wir diesmal im Fahrzeug bleiben würden. Es war eine Nachtfahrt und so versuchten wir die Zeit einfach zu verschlafen, was aufgrund der Motoren – Rotoren – Turbinen – Lautstärke nur mäßig funktionierte 😉 Aber egal: Irgendwann waren wir „auf der anderen Seite“.

Bereits beim Herausfahren aus der Fähre meinte Rico, dass der linke Vorderreifen wieder Luft verliert. Die nächsten Tage waren wir also auf der Suche nach einem Reifenservice, der uns endlich neue Reifen bestellen würde. Einfach war´s nicht. Doch dann fand ich im Internet die Werkstatt von Roberto. Er bestellte uns alles, was wir benötigten und erklärte, dass die Ware in ca einer Woche geliefert werden würde. Absolut perfekt. Wir suchten und in der Nähe eine Stellplatz, wo wir die Zeit aussitzen würden. Wir fanden ein zauberhaftes Örtchen in Apulien, was wir sehr lieben lernten.

Die Damen im Supermarkt begrüßten dann schon freundlich und freuten sich über unser italienischen Sprachversuche. Wir hatten ein paar angenehme, entspannte Tage und schon meldete sich Roberto: die Reifen samt Zubehör wurden geliefert!

Roberto und sein Team machten eine super gewissenhafte Arbeit. Hier und da hatte Rico noch ein paar Fragen oder wollte noch einige kleine Ersatzteile, um die sich Roberto sofort kümmerte. Während wir 7 Stunden auf die Montage unserer Reifen warteten, wusch ich im Waschsalon unsere Wäsche, ging Lucy ein leckeres italienisches Eis essen und machte noch ein paar Besorgungen im Supermarkt. Am Ende also ein wirklich erfolgreicher Tag 😊 Danach blieben wir noch ein wenig in der Gegend (falls unvorhergesehene Probleme auftreten sollten), und dann ging es weiter Richtung „Weihnachtsstellplatz“. Wir hatten uns nämlich entschieden, am gleichen Platz wie im Jahr 2023 unser Weihnachten zu verbringen. Auf dem Weg dahin fanden wir wieder wunderbare Stellplätze.

Besuch: erst vom Weihnachtsmann, dann von Grit und Tino

Am 23.12. landeten wir also wieder auf dem Campingplatz von Francesco. Ursprünglich wollten wir wieder direkt am Strand stehen, doch die letze Zeit war es bombastisch stürmisch in Italien, sodass wir uns spontan dann doch lieber einen windgeschützen Platz suchten. Unsere Weihnachtstage waren wenig spektakulär, dafür aber entspannt und gemütlich. Spaziergänge am Strand, Glühwein und Lebkuchen, am Heiligabend ein paar wenige Geschenke und am ersten Feiertag machte Rico uns im Dutch-Oven eine großartigen Braten (mit Knödeln und Rotkohl)…

Zwei Tage vorm Jahreswechsel fuhren wir weiter, auf der Suche nach eine abgelegenen, ruhigen Stellplatz.

Nachdem wir mit Wein, Kindersekt, und Spieleabend ins Jahr 2025 feierten, stand auch schon ein weiteres Ereignis an. Wie jeden Winter würden Grit und Tino einige Wochen in Süditalien verbringen. Wir hatten uns schon vor einiger Zeit auf einen Treffpunkt festgelegt, der unsere Wege kreuzte – wir auf dem Weg nach Norden, die beiden auf dem Weg nach Süden. Nachmittags saßen wir beim Kaffee zusammen. Wir haben uns vor ziemlich genau einem Jahr das letzte Mal gesehen – es gab somit jede Menge Gesprächsstoff. Im schönen Örtchen Sperlonga gingen wir abends alle zusammen Fisch und Meeresfrüchte essen, machten einen Bummel durch die weihnachtlich beleuchteten Gassen und freuten uns alle einfach über das Beisammensein. Die beiden haben wir nun schon zum dritten Mal auf unserer Reise getroffen 😊 Auch am nächsten Morgen schlenderten wir durch die Straßen- wobei „Stechschritt“ passender ist, denn es gab immer wieder einen Regenguss. Bei Cappuccino und Leckereien plauderten wir noch eine Weile und verabschiedeten uns auch schon wieder. Für Grit uns Tino gings weiter Richtung Apulien, wir blieben aufgrund des Sturms und des Gewitters noch am Strand von Sperlonga.

Berühmtheit aus dem Leipziger Land

Eine Kleinigkeit gibt es noch zu berichten, ehe meinen Beitrag abschließe. Vor einigen Tagen hatte ich Kontakt zur LVZ. Eine junge Journalistin möchte gern einen Artikel über uns schreiben. Gestern hatte ich das ausfühliche Telefon-Interview. Sophia wird ihren Bericht über uns zeitnah fertigstellen, sodass wir aller Voraussicht nach bereits diese Woche noch in der Leipziger Volkszeitung zu sehen sein werden 😁 Wann genau, lasse ich euch natürlich wissen.

Pläne?

Viele haben uns die Frage gestellt, wie unsere weiteren Reisepläne aussehen werden. Am 26.12. waren wir auf den Tag genau 2 Jahre on the road. Unfassbar. Wir sind in dieser Zeit knapp 52.000 km gefahren. In 28 Ländern Europas (und einem kleinen Stück Asiens) waren wir unterwegs. Denken wir so darüber nach, erscheint uns die Zeit gar nicht so lang. Doch blicken wir auf die vielen Erlebnisse, auf die täglich wechselnden Vorgärten, auf die vielen Menschen, die wir kennenlernten, auf die leckeren Spezialitäten, die wir unterwegs probierten – so scheint vieles schon so lang her. Ich empfinde das Zeitgefühl anders, als früher. Allerdings schwierig in Worte zu fassen.

Nach 2 Jahren stellt sich die Frage: Wie geht´s weiter?! Europa haben wir nun erkundet und es zieht uns nach Afrika. Ich bin gespannt auf Marokko. Doch zunächst gehts mit der Fähre nach Spanien – um genau zu sein, werden wir uns morgen Abend auf den Weg machen und (fast) einen ganzen Tag auf der Fähre verbringen. Wie uns die 20 Stunden auf See bekommen, werde ich euch im nächsten Bericht erzählen.

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