Marokko – Abenteuer, Anekdoten und authentische Erlebnisse
Nun sind wir schon zwei Wochen in Marokko. Es fühlt sich an, als wären wir schon ewig hier. Täglich sammeln wir so viele neue Eindrücke, dass mein Gefühl von Zeit völlig aus dem Takt gerät.
Bereits am ersten Abend fing ich an, den Bericht zur Fährfahrt und dem damit verbundenen Grenzübertritt zu schreiben. So entstanden über Tage hinweg Fragmente, die ich zu einem Gesamtbericht zusammenfügen muss. Wenn ihr das nun lest, scheint es mir gelungen 😉
Was ich damit erklären möchte: aufgrund der viiiiielen Eindrücke habe ich zwar das Gefühl, es aus meinem Kopf „loswerden“ und aufschreiben zu müssen, andererseits fühlt sich mein Gehirn jeden Abend absolut überladen an, dass ich nicht fähig für einen fertigen, zusammenhängenden Beitrag bin 😂
Vorgestern sind wir auf einen sehr bezaubernden Campingplatz gelandet. Eigentlich wollten wir nur eine Nacht hier bleiben, haben uns aber spontan entschieden noch einige Zeit länger hier zu verweilen. So haben wir nach den letzten Tagen eine Gelegenheit unsere Marokko-Eindrücke zu verarbeiten und ich finde Zeit, das ganze in Worte zu fassen (bzw. meine Textpassagen zusammenzupuzzlen)
Chaos am Hafen
Am Valentinstag sind wir mit der Fähre nach Marokko gefahren. Der Hafen in Algeciras erschien uns sehr unübersichtlich. Unser Zielhafen Tanger Med war ausgeschildert und wir folgten den Tafeln. Keiner kontrollierte unser Ticket. An einem Polizeihäuschen zeigten wir unsere Ausweise und fragten ob wir hier richtig für die Fähre nach Tanger Med seien. „Jaja, die Leute in den gelben Westen helfen euch.“ Mh. Und schon standen wir kurz vor einer Fähre, die bereits beladen wurde. Unsere konnte es allerdings noch nicht sein – das wäre zwei Stunden zu früh.
Irgendwie erschien uns das alles merkwürdig. Schließlich hatte niemand unser Ticket geprüft und wir hatten somit auch keine Bordingcarts. Rico fragte die beiden Frauen „in den gelben Westen“. Die eine gab ihm zu verstehen, dass wir uns trotzdem einfach mit einreihen und somit die Fähre nehmen sollten.🤨 Die anderen sprach ausschließlich Spanisch und versuchte uns die korrekte Vorgehensweise und den damit verbundenen Weg durchs Hafengelände zu erklären.
Hätten wir an dieser Stelle gewusst, was uns noch bevor steht, wären wir wahrscheinlich doch einfach mit dieser Fähre gefahren 🙈 Aber nein, zu diesem ZEitpunkt waren wir davon überzeugt, alles seine Richtigkeit haben müsse und somit drehten wir um. Ein bisschen hin und her übers Hafengelände und irgendwann fanden wir ein Terminal mit der Aufschrift der Reederei mit welcher wir übersetzen wollten. Die Schranke war geschlossen, aber das Häuschen besetzt. Um sicher zu gehen, dass wir dieses Mal korrekt positioniert waren, fragten wir den jungen Polizisten. Er bestätigte uns, dass wir von hier nach Tanger Med mit eben jener gebuchten Fähre fahren würden. Sehr schön. Kurzes Glücksgefühl. Als ich nochmals nachgefragte, ob er uns dann später beim Durchfahren auch das E-Ticket in papierhafte Boardingcards umwandeln würde, freute ich mich gleich noch einmal. Doch dann sagte er, unsere Fähre wäre „delate“ und „sorry“. Hä? Delate wie „gelöscht“?! Wurde die Fähre gecancelt?! Oder was meint er mit delate?! (Info am Rande: ich hatte die letzten Wochen in Spanien so meine Verständigungsprobleme. Englisch mit spanischem Akzent ist für mich nahezu unverständlich 😂 )
Rico war allerdings so schlau und ließ den Polizisten den Google-Sprachübersetzer nutzen. Ha, und da stand, dass unserer Fähre nicht ausfiel, sondern Verspätung hatte. To late – nicht delate. 🙄😂
Was lange währt, wird gut. Vielleicht.
Zuvor hatten wir bei vielen Reisenden gelesen, dass Verspätung bei den Fähren nach Marokko normal seien und somit waren wir nicht beunruhigt.
Wir warten. Und warteten. Und warteten.
Planmäßig sollte unsere Fähre 12 Uhr ablegen und 13:30 Uhr in Marokko ankommen.
In der Realität sah es so aus, dass wir 13:15 Uhr den spanischen Hafen verließen… Ankunft war dann 15 Uhr. Juhu.
Liest man Erfahrungsberichte über die Einreise in Marokko haben sie alle etwas gemeinsam: langwierige Kontrollen. Mit diesen Berichten anderer Reisenden im Hinterkopf, war ich die gesamte Schifffahrt ganz hibbelig und nervös. Ich war ein echtes Nervenbündel 😅 Meine Beiden waren schon voller Freude, dass wir auf dem Weg nach Afrika seien- aber ich traute dem Frieden einfach noch nicht.
Die Passkontrolle erfolgte bereits auf der Fähre. Jeder von uns musste einen Fiche ausfüllen. Neben persönlichen Daten wurde die Adresse abgefragt, an welcher wir uns in Marokko aufhalten werden. Puh, naja, die gibt’s ja nicht so konkret… Schließlich durchforsten wir das gesamte Land und haben nirgends einen festen Platz gebucht. Klingt jetzt vielleicht nicht so dramatisch – in meinem hibbeligen Zustand fühlte es sich aber unglaublich dramatisch an 😂 Bei der Abgabe unserer Pässe und den ausgefüllten Fiches fragte der Beamte natürlich, warum wir keine Adresse angegeben haben. Als wir ihn die Sache erklärten, stempelte er unsere Pässe und hieß uns in seinem Land willkommen ☺️ Boah, das war der erste Stein, der mir vom Herzen fiel. ⛰
Jetzt wird kontrolliert
Wir verließen die Fähre und trafen nach wenigen hundert Metern auf mehrere Fahrspuren, die alle an Kontrollhäuschen mit Schranken abgesperrt und allesamt in einer niedrigen Höhe überdacht waren. Nie hätten wir da durch gepasst. So blieben wir direkt davor stehen und ich stieg erstmal aus (und hatte die kroatische Grenzpolizistin vom Dezember 2022 im Ohr, die mich anschrie, dass man NIE an Grenzen aussteigen dürfte!!!… vielleicht erinnert der ein oder andere sich 😂)
(Nebenbei: Im Nachhinein frage ich mich, warum wir dort so hilflos alleine rumgurkten. Wo waren die anderen Autos und LKWs, die die Fähre verlassen hatten?!)
Naja, jedenfalls machte ich wohl einen verwirrten Eindruck und ein Grenzbeamter kam auf mich zu. Er erklärte, dass wir doch erstmal bitte durch den Scanner fahren mögen. Aha. Also wieder zurück und auf zum Röntgen-Gerät. Das war zunächst recht interessant, denn wir nahmen das erste Mal an solch einer Prozedur Teil. Als der Scan dann passierte, war er allerdings eher unspektakulär.
Rico musste Charly zusammen mit einigen anderen Autos und Wohnmobilen auf eine kleine Rampe fahren. Alle Menschen (und Hunde) mussten die Fahrzeuge verlassen. Dann fuhr der Scanner darüber. Stellt euch einen großen Torbogen aus Metall und Kabeln vor, der seitlich an einem LKW angebracht ist… Laute Piepe-Geräuche…. Fertig. Die Röntgen-Bilder bekamen wir nicht zu sehen.
Danach durfen wir zu den Grenzhäusen, die wir zuvor schon passieren wollten. Inzwischen hatte auch eine Spur OHNE Überdachung geöffnet, durch die wir rangewunken wurden.
Man nahm unsere Pässe und erklärte, wir sollen zur Kontrolle an die Seite fahren.
…dort sahen wir sie… Und uns wurde etwas mulmig. Viele, wirklich sehr, sehr viele Menschen, die den kompletten Inhalt ihrer Autos und Transporter ausgebreitet hatten und darauf warteten, dass sich einer der Polizisten zur Kontrolle erbarmte. Nein. Einfach nein. Die Vorstellung, wir müssen den gesamten Charly entleeren. Nein. Rico sagte mir, wenn die das wirklich von uns verlangen sollten, bedanken wir uns uns nehmen die Fähre zurück nach Spanien 😂 Glücklicherweise bestand unsere Kontrolle nur darin, dass der Polizist einen kurzen, desinteressierten Blick in die Kabine warf – und dann waren wir in Marokko!!!! Wir schlugen alle miteinander ein und atmeten erstmal tief durch.
Einreise mit Hund: Theorie und Praxis
Noch eine kleine Geschichte am Rande: Durchstöbert man die Homepage des marokkanischen Zolls, stößt man irgendwo im Verborgenen auf Bestimmungen für Einreisen mit Hund. Dort steht, dass Hunde zuvor einem Gesundheitscheck mit Zertifikat bei einem Tierarzt unterzogen werden müssen. Diese Papiere müssen dann vom Zoll mit einem Stempel bestätigt werden (was natürlich auch nochmal Geld kostet). Und das alles darf nicht älter als 24 Stunden vor Reiseantritt sein. Wir haben die Rennerei und den finanziellen Aufwand bei anderen Reisenden gesehen (der bei über 250€ lag) – und uns entschieden, das weder unserem Hund noch unserem Geldbeutel anzutun. Erfahrungsgemäß interessiert sich kein Mensch bei Einreisen für den Hund. Und so auch diesmal. Keiner fragte nach diesen Papieren.
Organisation ist alles
Noch auf dem Grenzgelände konnten wir marokkanisches Geld, Dirham, holen und auch eine SIM fürs Internet. Die junge Frau erklärte uns auf der Straße die Angebote, wir entschieden uns und sie bat um mein Handy – sie legte die Karte ein, gab irgendwelche Codes ein und bähm 🎇 die Sache funktionierte 😄 So einfach und schnell hatten wir in keinem Land Internet 😉
Aufgrund der langen Wartezeiten überall hatten wir an diesem Tag noch nichts weiter gegessen. Aus diesem Grund fühlte sich Rico sehr von einem kleinen Restaurant/ Imbiss angezogen und kam mit belegten Baguettes wieder. Wie so oft auf unserer Reise erklärte er: „Ich hab eigentlich keine Ahnung was das jetzt ist“ 😜 Ich glaube, dass ist einer der meistgesprochenen Sätze, wenn einer von uns an einem Imbiss Essen holt 😂 Wir probierten und es war echt lustig. Baguettes belegt mit Bratkartoffeln und Zwiebeln. 😂 Für uns eine interessante Kombi (wer legt denn schon Kartoffeln aufs Brot?!) aber echt lecker.
Party am Abend
Gestärkt und voller Euphorie freuten wir uns das neue Land zu entdecken und fanden einen netten Stellplatz an einer Strandpromenade.

Keine Ahnung wie und warum es passierte, doch nach einiger Zeit bauten ein paar Jugendliche Stühle und Tische neben uns auf. Jaaaa, direkt neben uns fand also eine kleine Party mit zeitweise um die 20 jungen Menschen statt 🙈🙉 Aber es war nicht übermäßig laut. Ab und zu machten sie Musik an und unterhielten sich. Ungelogen: es war eine friedliche und ruhige Versammlung, die zwar bis spät in die Nacht ging, aber trotzdem nicht unseren Schlaf beeinträchtigte. Und am nächsten Morgen waren wir nochmals überrascht: Die Jugendlichen haben ihren gesamten Müll mitgenommen und nicht ließ auf eine Party am Vorabend schließen. So kann’s eben auch gehen.
Die blaue Stadt
Am nächsten Morgen starteten wir nun unsere Rundreise durch neue Land. Der erste Punkt auf unserer Marokko-Liste war Chefchaouen. Die blaue Stadt. Auf der Fahrt dorthin haben wir viele Eindrücke sammeln können. Die ersten 100 km in Marokko waren einfach fantastisch. Erstaunlich gute und breite Straßen durch sehr saubere und sehr gepflegte Orte. Unzählige Palmenalleen. Später wurde es etwas „wilder“. Überall standen Kühe, Schafe, Esel und Hühner am Straßenrand. Ach, und natürlich Straßenhunde. Leider nahm auch der Müll zu.
In der blauen Stadt angekommen, war es nicht ganz so einfach einen Parkplatz zu finden. Irgendwo am Straßenrand klappte es dann doch. Rico blieb mit Orle im Charly, während Lucy und ich Chefchaouen erkundeten. Die Medina, die Altstadt, bestand aus sehr engen Gassen mit steilen Wegen, natürlich in der charakteristischen blauen Farbe, die wir aufgrund der Bezeichnung der Stadt erwarteten. Links und rechts reihten sich Geschäfte aneinander. Wir wurden in einen kleinen Laden gewunken, welcher mit einem riesigen Webstuhl ausgestattet war. Der zahnlose, nette Marokkaner zeigte uns sein Handwerk. Spannend, wie geschickt und schnell er das Schiffchen durch die Fäden zog. Wir begutachteten die handgemachten Schals und Teppiche. Der Verkäufer präsentierte uns diverse Stoffe und schlang Lucy einen mit geschickten Handbewegungen um den Kopf. Auch wenn’s wirklich toll aussah und wir beeindruckt von der Arbeit waren, lehnten wir einen Kauf freundlich ab und zogen weiter.


Wir stießen auf einen Laden vor dem einige Packungen mit Eiern gestapelt standen. Beim näheren Betrachten fiel mir auf, dass die Hälfte des Geschäfts mit einem kniehohen Gitter umzäunt war – darin saßen jede Menge Hühner. Suchte man sich ein (oder mehrere) Hühner aus, wurden sie gewogen und anschließend geschlachtet 🙈 Frischer geht’s ja eigentlich nicht und dennoch erscheint es uns merkwürdig, oder?
Wir schlenderten weiter durch die blauen Gassen und schauten uns die angepriesenen Kleidungs- und Schmuckstücke an. Jede Ecke verströmte einen anderen Geruch. Hier roch es nach verschiedenen Seifen, an einem Imbiss nach Knoblauch, aus der nächsten Gasse nach Fisch, dann wieder nach Gewürzladen… Und zwischendurch immer wieder extrem nach Katzenpipi. Denn die Tiere gab es hier zuhauf.
Mit diesen vielen Eindrücken machten wir uns auf den Rückweg zum Charly. Unser Fazit: Chefchaouen ist eine tolle, kleine Stadt, die man in Marokko gesehen haben sollte.
Luxusprobleme
Tags darauf machten wir uns auf den Weg nach Fès. Die älteste der vier Königsstädte.
Die Fahrt war relativ lang und wir haben zahlreiche Impressionen aufgenommen. Marokko ist definitiv eine andere Welt. Ganz anders als alles, was wir in Europa kennengelernt haben. Je weiter südlicher wir reisen, desto einfacher leben die Menschen. Wir sehen jede Menge Ziegen- und Schafshirten, Personen die ihre Kühe an Leinen über die Wiesen führen oder (meist magere) Pferde, die vor sich hin grasen. Beliebtes Transportmittel ist der Esel. So viele Grautiere haben wir noch nie gesehen. Meist so stark beladen, dass es einem Leid tut 😔 Immer wieder wird uns bewusst, dass Tierschutz ein Luxus ist. Oft total vollgepackt und tragen schwere Lasten.
Dann betrachtet man dazu das kleine, alte krumme Mütterchen, was den Esel führt… Oder den klapprigen Alten, der sich zusätzlich auf den Esel setzt, weil er selbst kaum mehr laufen kann. Wer hier schimpft, dass man das den Tieren nicht zumuten kann, erkläre mir, wie diese Menschen alternativ ihre Lasten tragen mögen. Übrigens: täglich sehen wir eine Vielzahl Frauen, die riiiiesige Bündel mit Gras oder Holz auf ihren eigenen Rücken tragen…
Vor einigen Tagen hatte ich Bilder von typischen Tiertransporten in meinem Whatsapp-Status. Ich glaube, so viele Nachrichten hatte ich noch nie auf einen Status erhalten. Keines Wegs wollte ich mit diesen Fotos die Marokkaner an den Pranger stellen oder verurteilen! Mir selbst ist Tierschutz natürlich wichtig, aber ich habe auf unserer Reise gelernt, dass viele Menschen sich das nicht leisten können! Wir haben in marokko so viele Männer und Frauen gesehen, die am Ende des Tages froh sind, ihre Kinder satt bekommen zu haben, ein (halbwegs festes) Dach über dem Kopf zu haben und somit wohl kaum einen Gedanken zugebracht haben werden, ob der Esel vielleicht ein paar Kilo Überlast getragen hatte… Im Rahmen ihrer Möglichkeiten werden sie ihre Tiere sicher gut versorgen – denn sie sind auf sie angewiesen. Als Lastenträger, Nahrungmittel-Lieferanten oder um Geld damit zu verdienen.


Eins, zwei, Polizei
An den Straßenrändern stehen immer wieder Menschen, die auf eine Mitfahrgelegenheit warten.
Vielerorts winken uns die Einheimischen fröhlich zu – vor allem kleine (und große) Jungs sind natürlich von Charly begeistert 😉 Aller weniger Kilometer gibt es Polizei-Kontrollen. Meist wurden wir direkt durchgewunken und sollten weiter fahren.
So rollten wir wieder auf einen polizeilich abgesperrten Bereich zu. Einer der Polizisten wies uns anzuhalten, der andere wollte das wir weiterfahren. Nach kurzer Verwirrung hielten wir nun doch.
Nach Kontrolle sämtlicher Papiere und Überwindung der Sprachbarriere wurde Rico bewusst, was Polizist 1 für ein Problem hatte – wir sind am aufgestellten Stopp-Schild nicht angehalten 🙈 Tja, die zwanzig Kontrollen zuvor waren die Polizisten mehr daran interessiert, dass wir zügig weiterfuhren. Nunja, was soll’s. Der Polizist war sehr freundlich und gab uns sogar Rabatt. Weil wir das erste Mal in Marokko sind 😂 Rico beglich die Strafe vor Ort- umgerechnet 20€. In Fès angekommen nahmen wir uns einen Campingplatz etwas außerhalb der Stadt. Hier trafen wir jede Menge Camper, die wir an diesem Tag bereits auf der Straße gesehen hatten.
Keiner verwendet korrekte Grammatik
Ein Mitarbeiter des Campingplatzes bot uns an, ein Taxi zur Stadtbesichtigung zu buchen. Ein Service, den wir gerne in Anspruch nahmen. Während wir am nächten Tag einige Zeit auf unsere Mitfahrgelegenheit warteten, kamen wir mit einem Mitarbeiter des Platzes ins Plaudern. Ali arbeitet in der Winterzeit in Marokko. Im Sommer ist es Touristen zu warm und der Platz ist leer. Aus diesem Grund sucht er sich anderwo auf der Welt Möglichkeiten zum Arbeiten. Die letzten Jahre war er in Kanada. Doch er strebt an, ein komplettes Leben in Deutschland aufzubauen. Aus diesem Grund lernt er seit 5 Monaten intensiv Deutsch. Er entschludigte sich, dass es noch nicht so gut sei – aber hey, es war einfach super! Richtig spaßig wurde es, als er erklärte, wie schwierig es sei, Redewendungen zu lernen. Was ergeben Aussagen wie „Ich habe die Nase voll.“ oder „Hast du Tomaten auf den Augen?“ für einen Sinn?! fragte er amüsiert. Sein liebster Ausspruch sei „Ich bin blau“ 😂 Gleich darauf erklärte er, dass die deutsche Grammatik ihm Kopfzerbrechen bereite. Er hat schon viele Sprachen gelernt – aber deutsche Grammatik ist sehr schwer. Wir lachten, als er meinte, dass sie kaum ein deutscher richtig Gast nutzt! Dativ. Akkusativ. Und was ist mit Konjunktiv 1 und 2?! 😂😂 Tags zuvor war eine große Gruppe deutscher Camper angereist. „KEINER von denen hat ordentlich den Dativ benutzt!!“ 😂
Gassen, Gestank und Guide
Unser Taxi kam und fuhr Rico und mich in die Medina von Fès. Ein älteres, englisches Pärchen saß ebenfalls mit im Auto und dank der angeregten Unterhaltung mit den beiden verlief die Hinfahrt sehr kurzweilig. Der Taxifahrer setzte uns am Gerberei-Viertel ab. Fès ist sehr bekannt für sein Lederhandwerk. Wir hatten einen Blick von oben auf die Gerber-Becken. Entlang der Mauer rund um das Viertel hingen Tierhäute und Felle. Der Geruch war unbeschreiblich. 🤢 Es stank unglaublich, dass wir es gar nicht lange aushielten.


Als nächstes suchten wir uns einen Weg in die Altstadt. Auch hier gab es super enge Gassen, welche aber nicht wie in Chefchaouen hell und offen waren. Hier waren die Passagen meist überdacht und somit dunkler.
Wir entdeckten zahlreiche Handwerke: Männer, die aus Hörnern nicht nur Kelche, sondern auch Kämme oder Schmuck herstellten, Verarbeitung von Metallen zu Armbändern, Ohrringen aber auch Teeservicen und kunstvollen Spiegeln. Überall konnte man süßes Gebäck kaufen (natürlich gönnten wir uns etwas), aber auch Unmengen Obst und Gemüse. Interessant (und zugleich schockierend) war der Stand, welcher Kamelfleisch anbot. Denn hier hingen 2 Köpfe der Höckertiere 🙈 Noch ein Stück weiter fanden wir einen Fleischstand, bei welchem wir eine Weile überlegten, von welchem Tier das angebotene Teil stammt. Hinterteile mit Schwänzen… wahrscheinlich Ziege oder Schaf?!



Zwischen all den optischen Eindrücken und den wechselnden Gerüchen – von Gewürzen, über Knoblauch bis hin zu unerwarteten Nuancen – wurde es in den engen Gassen zu intensiv. Nach einiger Zeit war es echt anstrengend und wir mussten raus aus dem Getümmel. Wir fanden uns nach kurzer Zeit auf Wegen wieder. Hier liefen wir lediglich ein paar Einheimischen über den Weg. Als wir so dahin schlenderten, sprach uns ein Jugendlicher an. Es ergab sich, dass er uns plötzlich durch die Gassen führte uns uns dies und das über das Leben in Marokko und Wissenswertes zur Stadt erzählte. Mohammed hatte ein ganz schönes Tempo drauf und das bei steilen Anstiegen. Es ging rauf und runter. Unser Guide zeigt uns die Medina, in der sonst nur die Einheimischen einkaufen gehen. Leider waren die Läden zu dieser Zeit geschlossen – es war Mittagspause und anschließend Gebetszeit. Er zeigte uns einen Blick über die gesamte Altstadt von Fès.

Danach fragte er, ob wir einen Kaffee wollen. Klar. Wir sollten zwischen einem arabischen Café oder einem touristischen wählen. Selbstverständlich wählten wir das Lokal für die Einheimischen 😉 Optisch war die Lokalität nicht so der Knaller, geschmeckt hat das koffeinhaltige Heißgetränk aber sehr gut ☕ Danach waren wir fix und fertig. Wir gaben unserem jungen Guide ein Trinkgeld, zahlten ihm und seinem Kumpel den Kaffee und suchten uns ein Taxi für den Rückweg. So spannend die kleine Tour mit Mohammed auch war, am Ende wurde er etwas unangenehm, weil er mit dem freiwilligen Trinkgeld nicht zufrieden war…
Ein Taxi war schnell gefunden. Allerdings hatten wir wahrscheinlich den wildesten Fahrer von ganz Fès 😂 … Und natürlich gab es auch KEINE Gurte im Auto, dafür eine Hupe, von welcher der Fahrer unablässig gebauch machte. Ich glaub, ich habe die gesamte Fahrzeit nicht geatmet. 🙈😂
Affen im Atlas
Nach Fès ging es weiter nach Süden. Wir wollten nach Merzouga und dort die riesige Sanddüne Erg Chebbi erleben. Doch zunächst mussten wir auf die andere Seite des Atlas-Gebirges. Die Fahrt war wieder atemberaubend. Marokko ist ein wunderbares Land für einen Roadtrip. Als wir immer höher kamen, sahen wir plötzlich Affen! Es waren die berühmten Berberaffen. Im Vorbeifahren huschten sie die Hänge hinauf. 🐒
In Merzouga bietet ein Hotel Campern preisgünstig die Möglichkeit, unmittelbar an dem Rand der Düne zu stehen . Aufgrund unseres Fahrzeugs und unserer Unabhängigkeit vom Strom bot uns der Hotelbesitzer einen besonderen Platz an, den die normalen Wohnmobile nicht erreichen konnten. Mustafa erklärte, das Gäste mit solchen Expeditionsmobilen gern „dort unten“ stehen würden. Wir fuhren einen kleinen erdigen Hügel hinunter – es war ein absolut perfekter Platz. Etwas weg von der Masse, die Füße beim Verlassen unseres Zuhauses direkt im Sand und mit herrlichen Blick auf Erg Chebbi. 🥰


Am ersten Abend bestaunten wir den Sonnenuntergang mit Dosenbier als Sundowner und machten jede Menge Albereien im Sand.








Tags darauf war es bewölkt und somit optimales Wanderwetter. Wir wollten die Düne erklimmen. Es war wahnsinnig anstrengend durch den losen Sand zu stapfen. Wir kämpften uns weit hinauf. Doch das letzte Stück erklommen Rico und Lucy alleine. Orle war kaputt (und ich nahm das zu gern als Begründung auch eine Pause einzulegen). Ich beobachtete meine zwei Lieben, wie sie aufgrund des steilen Anstiegs auf allen vieren den Gipfel stürmten 🤪





Essen aus dem Lehmhut
Am Abend gingen wir im hoteleigenen Restaurant essen. Die Wände waren mit farbigen, glitzernden Tüchern behangen, auf dem Boden lagen bunte Teppiche. Wir fanden Platz am Kamin – Mustafa hatte ein gemütliches Feuerchen gemacht.

Dann servierte er auch schon unser Essen – einen großen Teller marokkanischen Salat, dazu eine Tajine mit Gemüse und Hähnchenfleisch und zum Nachtisch gab es Obstsalat. Tajine ist ein typisches, marokkanisches Essen, welches man an wirklich jeder Ecke erhält. Es handelt sich dabei um ein langsam geschmortes Eintopfgericht, das nach dem traditionellen Lehmgefäß benannt ist, in dem es zubereitet wird. Diese Schmorgefäß hat kegelförmigen Deckel und die Spitze ist meist ein Schlot geformt. Es sieht also aus, wie ein Hütchen. Die Zutaten variieren je nach Region und Vorlieben, aber häufig enthält eine Tajine Fleisch (z. B. Lamm, Huhn oder Rind), Gemüse, Trockenfrüchte, Oliven und eine aromatische Gewürzmischung mit Safran, Zimt, Ingwer und Kreuzkümmel. Dazu wird frisches Fladenbrot serviert. Vor allem die Mischung der exotischen Aromen und orientalischen Würzung ist für uns jedes Mal spannend und ein wahres Geschmackserlebnis. Geschmorte Kartoffeln oder Möhren mit Zimt?! Überraschend lecker!
Schluchten und Serpentinen
Weitere Punkte auf unserer Marokko-Liste waren zum einen die Tordga-Schlucht und zum anderen die Dades-Schlucht bzw das Tal Dades. Bei diesen Sachen ging es hauptsächlich um die tolle Fahrstrecke. Möchte man beide Schluchten an einem Tag durchfahren, beträgt die Strecke rund 200 km. Ist man durch eine Schlucht durch, geht es hoch hinauf bis auf 2.900 hm und dann natürlich wieder hinunter. Die Ausblicke und wechselnden Landschaften waren grandios. Anfangs fuhren wir durch eine Oasenstadt mit unzähligen Palmen, welche direkt in Tordgha-Schlucht mündete. Die Felswände links und rechts waren gigantisch. So sehr wir uns im Charly verrenkten- wir konnten bei der Durchfahrt kaum den Himmel über den Felsen sehen.
Die Schlucht ist bei Touristen sehr beliebt und war entsprechend voll mit Besuchern. Doch die restliche Strecke absolvieren anscheinend nur wenige, denn wir trafen die nächsten 150 km nur eine handvoll Autos.
Eine spannende Aussicht jagte die nächste. Ich wollte alles in Bildern festhalten. Leider geben diese bei weitem nicht das gesamte Ausmaß der Besonderheit dieser Gegend wieder.
Manchmal erinnerte es an eine Mondlandschaft, anderes Mal fühlte ich mich wie in einem überdimensionierten Steinbruch. Auf rund 2.500 hm lag etwas Schnee am Straßenrand. Ein bisschen Bedenken hatten wir, ob die Straße weiter oben befahrbar wäre. Wie wir feststellten, wurde es unwesentlich mehr Schnee an den Seiten der Fahrbahn.
Es lief alles optimal bei bestem Sonnenschein. Kurz vor dem Pass stand mitten im Nichts eine kleine Herberge mit Restaurant. Super, denn wir hatten Hunger. Der Betreiber machte gerade ein Schläfchen auf der Bank vorm Haus, als wir ankamen. Bereitwillig und freundlich bot er uns an, ein traditionelles Berber-Omelett zu machen. Wieder eine sehr leckere Speise – Omelette mit verschiedenen Gemüsesorten, Oliven und typischen, marokkanischen Gewürzen gespickt. Das ganze wurde natürlich wieder in der Tajine zubereitet 😉
Armut
Die Fahrt ging weiter. Ab und an durchquerten wir Bergdörfer. Die Einheimischen grüßten zumeist fröhlich. Doch eine Sache beschäftigte uns an diesem Tag besonders. Die Kinder. Viele Kinder freuen sich, wenn sie unser Auto sehen. Das kennen wir schon aus anderen Ländern und ist oftmals sehr erheitern, wenn man die Kleinen staunen und grinsen sieht. Doch in Marokko sind wir mit ganz neuen Umständen konfrontiert: die Kinder betteln. Nach Bonbons, Geld, Stiften, Spielzeug. Sieht man die teils ärmlichen Behausungen und Kleidungen, ist das oft sehr herzzerreißend. Leider ist es in vielen Fällen aber auch so, dass die Kids echt penetrant und ein stückweit aggressiv betteln. Sie stellen sich mitten auf die Fahrbahn, schreien oder sind manchmal so dicht am Charly, dass wir sie aufgrund des toten Winkels nicht sehen. Ich verstehe, dass die Kinder wissen, dass wir mehr haben und sie auch irgendwas schönes möchten. Doch auf diese Art ist es sehr, sehr unangenehm. Wer jetzt sagt: „Na gib halt einfach was!“, dem können wir sagen, dass wir das bei der ersten ähnlichen Situation so gemacht haben. Ergebnis: die beiden Jungs nahmen die Geldstücke und fragten nach Bonbons. Wir gaben ein paar Süßigkeiten. Sie fragten anschließend nach Stiften… Nein… Doch, sie wollen Stifte, bitte Sir… nein…. und sie gingen trotzdem nicht weg. Es tut uns natürlich nicht weh, den Kindern etwas zu geben, aber für alle weiteren Touristen wird der Weg immer, immer schwieriger. Reisefreunde Ann und Jonas hatten ähnliche Erfahrungen in Tunesien gemacht und es ziemlich gut auf den Punkt gebracht: Wenn jeder Tourist dem Jungen ein, zwei Euro gibt, hat er am Ende des Tages mehr „verdient“ als sein Vater im ganzen Monat. Wozu soll da also noch jemand arbeiten gehen? Und wie erniedrigend ist das für den „Mann des Hauses“? (was ja hier wirklich noch ein wichtiges Thema ist) … und lässt sich auf diese Art so gut Geld „verdienen“, werden auch die Kinder immer mehr zum betteln gedrängt. Diese Beobachtungen lassen uns täglich über die gesellschaftlichen Umstände in Marokko und den schmalen Grat zwischen Mitgefühl und Unterstützung nachdenken. Wir sind noch am Anfang mit diesen neuen Gegebenheiten und müssen für uns einen Weg finden mit den damit verbundenen Gefühlen umzugehen. Wir versuchen, eine Strategie zu entwickeln. Gestern haben Rico und ich einen „Bummel“ durch die Ortschaft gemacht. Kaum haben wir einen Fuß vor das Geländes des Campingplatzes gesetzt, kamen Jungs auf dem Rad und wiederholten immer und immer wieder, dass sie einen Dirham wollen (umgerechnet 10 Cent). Sie verfolgten uns. Umso weiter wir gingen, umso mehr Kinder begegneten wir. Die Vorstellung, wir hätten den ersten beiden was gegeben und die hätten es ihren ganzen Freunden erzählt… 🙈 Stattdessen drückte Rico einem kleinen, schüchternen Mädchen ein paar Geldstücke in die Hand, welches zurückhaltend mit seiner kleinen Schwester neben den Gewürzladen stand, an dem wir etwas einkauften 😉
Stellplatzwahl
Nach fast 6 Stunden Fahrtzeit kamen wir an jenem Tag in der Dades-Schlucht an. Im Gegensatz zur Tordgha-Schlucht am Morgen waren hier keine Menschen.

Wir fanden einen Campingplatz genau am Eingang der Schlucht. An dieser Stelle möchte ich auf die Frage eingehen, die mich die letzten Tage mehrfach erreichte. Wie sieht es in Marokko mit Freistehen aus? Gesetzlich wäre es kein Problem, in Marokko ist freies Campen erlaubt. Doch wir ziehen so viel Aufmerksamkeit auf uns und auch aufgrund der oben erläuterten Kinder-Thematik fühlen wir uns auf Campingplätzen wohler. Es ist für uns keine Frage der Sicherheit. Unsicher würden wir uns beim Freistehen auch hier fühlen – aber wir haben keine Muse die ganze Zeit von Neugierigen umringt zu werden 😅 Die Preise der Campingplätze sind hier so günstig, dass wir das gern in Anspruch nehmen. Bisher haben wir zwischen 5 und 10 € pro Nacht gezahlt. Der teuerste Platz lag bei 12€ pro Nacht. Wie ich anfangs erwähnte sind wir derzeit auf einem sehr luxuriös anmutenden Platz. Alles ist wunderbar gepflegt, es gibt einen großen Pool mit Liegen (Nutzung inkl.), eine Bar und Restaurant. Abends erstrahlt alles in in wunderschönen Lichterketten und anderen dekorativen Strahlern. Jeden Morgen gibt ein marokkanisches Baguette inklusive. Mega freundliches Personal. Und das wirklich für 10€. Heute fragte Rico nach einem zweiten Baguette – auch das gab´s kostenlos. Lucy hat sich zum Geburtstag einen Bananenkuchen gewünscht. Das Problem: Wir haben keine Bananen 🙈 Ich fragte im Restaurant und der Angestellte kam freudestrahlend mit EINER Banane zurück. Die Einzige. 😂 Auch für die wollte er kein Geld.


Willkommen in Hollywood
Ein weiterer Sightseeing-Punkt waren eigentlich die „Atlas-Studios“. Die Atlas Filmstudios in Ouarzazate sind als Kulisse zahlreicher Hollywood-Blockbuster bekannt, darunter Gladiator, Die Mumie und Game of Thrones. Ursprünglich hatten wir vor, die Studios zu besichtigen, haben uns aber kurzfristig dagegen entschieden. Nach einigen Recherchen lasen wir immer wieder, dass viele der alten Filmkulissen mittlerweile stark verwittert und nicht mehr in bestem Zustand sind. Zudem soll die Ausstellung eher klein ausfallen, und das gesamte Erlebnis wirkt sehr auf den Massentourismus ausgerichtet. Der nächste Punkt war für mich als Fan von Game of Thrones allerdings wichtig: Aït-Ben-Haddou. die berühmte Lehmsiedlung und UNESCO-Weltkulturerbe, ist zweifellos ein beeindruckendes Fotomotiv. Die Kulisse, die schon in zahlreichen Filmen und Serien wie Gladiator oder eben Game of Thrones zu sehen war, thront malerisch in der kargen Landschaft. Wir haben uns jedoch auch hier entschieden, den Ort nur von entfernten Aussichtspunkten zu betrachten. Immer wieder haben wir gelesen, dass es innerhalb der Kasbah sehr touristisch zugeht, mit zahlreichen Souvenirständen und hohem Besucherandrang. Stattdessen genossen wir den Blick auf das historische Bauwerk aus der Ferne. In Game of Thrones ist die beeindruckende Lehmsiedlung als Teil von Yunkai zu sehen, einer der Sklavenstädte von Essos. Besonders markant ist die Szene, in der Daenerys Targaryen mit ihrer Armee vor den Toren der Stadt steht und die Befreiung der Sklaven vorbereitet. Wer nun diese Szenen kenn und vor der Realität steht, ist sicher etwas verwirrt. Zwar ist Aït-Ben-Haddou angesichts seiner traditionellen Bauwese beeindruckend, entspricht aber nicht der Größe und dem Umfang der im Film dargestellten Stadt Yunkai.
Auch im Film Gladiator spielt Ait Ben Haddou eine wichtige Rolle: Die Kasbah wurde als Kulisse für Maximus’ (Russell Growe) Gefangenschaft und den späteren Verkauf als Sklave genutzt. In diesen Szenen marschiert er mit anderen Gefangenen durch die engen Gassen, bevor er schließlich in die Gladiatorenarena gebracht wird, welche sich direkt vor den Mauern Ait Ben Haddou. Natürlich ist in der Realität dort keine Arena 😉
Trotzdem ist faszinierend, diesen Ort aus der Ferne zu betrachten und sich vorzustellen, wie hier einige der bekanntesten Filmszenen entstanden sind.


Organisatorisches und das ganze Drumherum
Nach der Lehmstadt Aït-Ben-Haddou fuhren wir weiter Richtung Marrakesch und landeten auf eben jenen Stellplatz, auf dem wir aktuell noch sind. Wir werden Lucys Geburtstag hier verbringen und vorausichtlich am Montag in die Königsstadt fahren.
Ich habe einige Fragen erhalten, die im Text bisher noch nicht beantwortet wurden. Das möchte ich nun an dieser Stelle nachholen.
Wie ist das Wetter?
Eigentlich schön und sonnig – außer heute: es regnet. In den bergigen Gebieten lagen die Temperaturen zwischen ca. 15 °C und 18 °C, in der Sandwüste und in den letzten Tagen hier vor Marrakesch um die 20 °C. Es ist auch angenehm, aber nicht brütend heiß, wie manche von euch vermuteten – eine Entwicklung, die sich wohl erst in den kommenden Wochen einstellt, wenn wir durch die Westsahara, Mauretanien und Senegal reisen.
Wie funktioniert das Geldwesen?
Marokko nutzt den Dirham. Es gibt zahlreiche Geldautomaten, an denen wir immer wieder Bargeld abgehoben haben, sowie viele Wechselstuben, in denen sich Euro problemlos in Landeswährung tauschen lassen.
Und wie sieht es mit der Versorgung mit Lebensmitteln aus?
In nahezu jedem kleinen Dorf findet man einen Tante-Emma-Laden – oder, hier dann wohl besser einen „Onkel-Ahmet-Laden“😉 Diese Shops bieten Waren aus allen möglichen Kategorien an. Frisches Obst, Gemüse, Gewürze und vieles mehr erhält man auch an Straßenständen. Wer Fleisch essen möchte, wird auch fündig – Schweinefleisch gibt es jedoch keines, da Muslime dies bekanntlich nicht verzehren. An unzähligen Geschäften sahen wir bereits halbe oder ganze abgezogene Kühe und Schafe, oder man konnte sich ein Huhn frisch schlachten lassen. Alkoholische Getränke gäbe es in Marokko auch, allerdings zu sehr hohen Preisen. Wir hatten einige Flaschen Rotwein aus Italien und Bier aus Spanien für die gesamte Afrikareise auf Vorrat gelegt. Wie wir nun festgestellt haben, ist im nachfolgenden Land Mauretanien Alkoholkonsum strengstens verboten. Auch eine Einfuhr wird nicht geduldet, sondern mit Geldstrafen (oder gar Haftstrafen) versehen. Das heißt, wir trinken nun jeden Tag, damit wir keine alkoholischen Getränke über die Grenze nehmen 🤪 (keine Sorge, es ist dennoch alles im Rahmen und mit gutem Gewissen vertretbar 😂)
Gibt es ausreichend Tankstellen und wie sind die Dieselpreise?
Tanken ist in Marokko kein Problem. Es gibt zahlreiche Tankstellen und der Dieselpreis liegt zwischen 1,15 und 1,19€.
Wie sind die Straßen? Gibt es richtige Asphaltstraßen?
Es gibt Straßen in allen Qualitäten. Von mehrspurigen Bahnen mit perfekter Asphaltdecke über Fahrbahnen aus Betonplatten bis hin zu Schotterwegen. Ist mal irgendwo die Straße weggebrochen, wird sich natürlich fachmännisch und gut mit ein paar Steinen abgesichert. 😉 Auch die Straßen in den Bergen war sehr spannend. Großteils war die Beschaffenheit sehr gut, aber das drumherum war interessant. Das es an den steilen Abhängen selten eine Leitplanke gibt, juckt uns weniger. Für etwas Nervenkitzel sorgten die Hänge mit losem und teils riesigen Geröllbrocken. Rico meinte, es fühle sich ein wenig an, wie russisch Roulette.







Fühlt ihr euch bei Einkäufen übers Ohr gehauen?
Jein. Geht man in Städten einkaufen, in denen hauptsächlich Touristen unterwegs sind, sind natürlich die Preise höher. Wir vermeiden dort etwas zu kaufen. Uns ist bewusst, dass in vielen Fällen ein preislicher Touri-Aufschlag im Preis enthalten ist. Selbst dann sind die Preise immer noch sehr günstig- und beide Seiten mit dem Geschäft zufrieden. Bevorzugt gehen wir an Imbissen essen, oder Marktständen einkaufen, bei denen Preise fest ausgeschrieben stehen – doch das gibt es hier relativ selten.
Gibt es in Marokko wirklich Kamele?
Genau genommen gibt es hier Dromedare 😂 Die haben nämlich nur einen Höcker. Wir haben aber gelernt, dass man diese auch als „arabisches Kamel“ bezeichnet und somit kann man die Frage mit „Ja“ beantworten. Übrigens: Die Tiere stinken unglaublich! 😂😂
Die Reise geht weiter
Unsere Reise durch Marokko ist bisher ein Kaleidoskop aus chaotischen Momenten, kulturellen Höhepunkten und überraschenden Begegnungen gewesen. Vom unübersichtlichen Hafen über nervenaufreibende Grenzkontrollen bis hin zu den faszinierenden Szenen in engen, blauen Gassen, neuen, olfaktorischen Eindrücken und der Konfrontation mit Armut – jedes Erlebnis hat uns ein Stück näher an die echte, ungeschönte Schönheit dieses Landes gebracht.
Mit all diesen Eindrücken im Gepäck blicken wir in die Zukunft, denn unser gespanntes Abenteuer führt uns weiter – bis hin nach Südafrika, ohne festen Zeitplan, aber weiterhin mit der festen Absicht, die Welt mit offenen Augen zu entdecken. Marokko hat uns viele neue Erlebnisse und Eindrücke beschert. Wir sind mit anderen Problemen und Ansichten konfrontiert wurden, die uns auf unsere weitere Reise vorbereiten.
6 Responses
Hallo Ihr Lieben 🫶 ich lese und verfolge Eure Blogs mit großer Begeisterung , es ist so spannend und interessant alles beschrieben , geschrieben wie in einem Buch …. einfach fesselnd … das man nicht wieder aufhören kann 💪 .
Ich bin schon voller Vorfreude , auf eure nächste Reise Blog .
Wir kommen gerade aus gerade aus dem Winterurlaub ⛷️in Österreich , hatten eine schöne Woche mit viel Sonnenschein und Schnee ❄️
Bleib gesund und weiterhin eine tolle Zeit mit tollen Erlebnissen ☺️
Viele liebe Grüße aus dem Erzgebirge
Sven und Sylke
Liebe Sylke und lieber Sven,
Danke, für die lieben Worte. 😊 Ich gebe mir natürlich Mühe, alsbald etwas Neues zu berichten.
Während wir uns also im Wüstensand wälzten, seid ihr durch den Schnee getobt?! 🤪 Verrückt,oder?
Schön, wenn ihr einen guten, entspannten Urlaub hattet.❄
Liebe Grüße
Isabel und die anderen beiden 😁
Hallo ihr Drei,was für ein schöner Reiseblog. Beim Lesen fühlt man sich,ob man mit dabei wäre.
Man lernt Länder noch besser kennen,wenn man aufgeschlossen ist und Kontakt zu den Einheimischen hat. Ich habe es auch selbst erlebt. Wie man mit betteln Kinder umgeht ist eine Gratwanderung.
Ich wünsche Euch ganz viele Abenteuer auf Eurer Reise.
Liebe Grüße
Anke 🤗🫶🍀
Hallo Anke,
vielen lieben Dank für deine herzlichen Worte 🤗
In meinem nächsten Beitrag werde ich dich (und die anderen LeserInnen) mit nach Marrakesch nehmen – denn dort fahren wir gleich hin.
Ich gebe dir vollkommen recht, was den Kontakt zu Einheimischen betrifft. Manchmal ergibt sich so etwas, manchmal nicht.🙂 Es lässt sich nicht erzwingen, tief in ein Land einzutauchen. Wir sind gespannt, was und wer uns auf unserer weiteren Reise erwartet. 😊
Liebe Grüße
Isabel
Hallo Isabel, Hallo Rico
Hab euren Reisebericht quasi aufgesogen und bin auf weitere gespannt. Diesmal sind Flo und Alexandra vor euch in Südafrika und bereisen das Land eigenständig. Dann können sie euch vielleicht ein paar Tipps zur Reise geben 😉 wie ihr letztes Jahr zu Albanien.
Viele Grüße aus der alten Heimat von Andrea
Hallo Andrea,
oh, das klingt ja spannend – machen die beiden wieder eine Rundreise mit einem Mietwagen? Cool 😎 Da freuen wir uns sehr auf tolle Reisegeschichten!
Liebe Grüße und bleib dran 😊 – der nächste Beitrag ist quasi schon fast fertig. Der heutige Tag inkl Besuch in Marrakesch war sehr ereignisreich.
Isabel