Mut zur Veränderung. Wie das Reisen uns formt

Es gibt Momente im Leben, in denen man alles in Frage stellt. Wir nutzten 2022 solch einen „Moment“ und entschieden uns, unser sicheres Leben in ein Camper-Abenteuer zu verwandeln. Wir verkauften unser Haus, kündigten unsere Jobs und tauschten den Komfort des Alltags gegen das Abenteuer im Camper-Truck. Wir haben uns entschieden, die Kontrolle über unser Leben zu übernehmen und den Weg zu wählen, der uns erfüllt. Wir haben nur dieses eine Leben und es ist zu wertvoll, um es mit den Erwartungen anderer zu verbringen. Diese Entscheidung vor zwei Jahren hat nicht nur unsere Wohnsituation verändert, sondern nach und nach auch unsere Persönlichkeit. Die Möglichkeit, ständig unterwegs zu sein, hat unsere Perspektiven verändert und uns zu einer neuen Erkenntnis gebracht: Wir leben nur einmal, und es liegt an uns, diese Zeit sinnvoll zu gestalten.

„Das Leben gehört dem Lebendigen an, und wer lebt, muss auf Wechsel gefasst sein.“ – Johann Wolfgang von Goethe

Unsere Art zu leben ist mehr als nur das Besuchen neuer Orte – es ist eine Reise zu sich selbst. Wenn man alles, was vertraut ist, hinter sich lässt, wird man gezwungen, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Unsere Reise hat uns gelehrt, dass Veränderung nicht nur möglich, sondern notwendig ist. Auf Reisen zu sein, bedeutet, sich ständig zu verändern. Jeder Tag fordert Flexibilität von uns. Wo werden wir die Nacht verbringen? Werden wir eine einfache Route finden oder bugsieren wir Charly wieder durch enge italienische Gassen? Wir lernen uns schnell an neue Gegebenheiten anzupassen. Schlägt das Wetter auf einmal um, müssen wir vielleicht einen Stellplatz finden, der uns Schutz vor Sturm und Gewitter bietet. Hat Charly plötzlich eine Reifenpanne auf der längsten Hängebrücke der Welt? Dann müssen wir zügig und trotzdem besonnen überlegen, wie wir von dieser Brücke kommen. Wir sind in einer Region unterwegs, in der es schwierig ist, unseren Wassertank zu befüllen? Auch hier müssen wir eine Lösung finden. In extremen Situationen finden wir oft zu unserem „Kern“ und sehen, was wirklich wichtig ist. Jedes neue Abenteuer bringt uns eine Lektion, jede Herausforderung formt unsere Persönlichkeit. Wir wachsen daran nicht nur als Reisende, sondern auch als Menschen. Nach und nach war jeder bereits an einer seiner Grenzen – und ist gestärkt daraus hervorgegangen.

Die Freiheit, man selbst zu sein

Wir sind nicht mehr die, die wir einmal waren, und das ist gut so. Unsere Reise hat uns gelehrt, dass das Leben wandelbar ist und dass wir nicht nur die Möglichkeit haben, uns jederzeit neu kennenzulernen, sondern uns sogar jederzeit neu erfinden können. Man lernt, sich selbst zu reflektieren und hinterfragen. So werden „unsinnige“ Eigenschaften bewusst erkannt, ergründet, verstanden und entweder akzeptiert oder vielleicht sogar „überschrieben“.

Werte im Wandel

Die Erfahrungen, die wir auf Reisen sammeln, lassen uns auch die Werte ergründen, die wir früher als „normal“ angesehen haben. In jedem neuen Land lernen wir andere Sichtweisen kennen. Das verändert und erweitert unseren Horizont. Durch das Leben auf engem Raum und die ständige Veränderung der Umgebung sind unsere Werte in eine neue Richtung gewachsen. Materialismus und der Drang nach immer mehr werden uns immer fremder. Im früheren Alltag waren wir oft bereit, dem unsichtbaren Druck des gesellschaftlichen Konsumverhaltens nachzugeben. Doch auf Reisen haben wir realisiert, wie wohltuend es sein kann, den Fokus auf die wesentlichen Dinge zu legen. Jede Entscheidung, was in unseren Camper kommt, wird sorgfältig überlegt. Wir kaufen jetzt bewusst nur die Dinge, die wir wirklich brauchen. Ich gebe zu, dass dies für Rico und mich gilt – Lucy hat ab und an immer noch das Bedürfnis, etwas kaufen zu wollen, weil’s „glitzert“ oder “ einfach schön“ ist. 😉

Weniger ist deutlich mehr

Durch das Verlassen des konventionellen deutschen Lebensstils in ein bescheidenes Leben „auf der Straße“ haben wir die Fesseln des Konsumzwangs weit gelockert. Ich möchte nicht sagen, dass wir frei davon sind. Ab und an gibt’s den ein oder anderen Impulskauf (vor allem im Bereich Lebensmittel 😉… Schokolade? Kekse? Jaaaaa 🍪🍫) Aber weitgehend gibt es für uns keinen gesellschaftlichen Druck mehr, die neueste Technik oder modischen Kleidungsstücke zu kaufen. Stattdessen genießen wir die Freiheit, einfache Dinge zu schätzen: die Aussicht von einem Berghang, den Sonnenuntergang am Strand, die Beobachtung von Pelikanen und Eisvögeln oder das Lächeln eines Fremden. Durch weniger Besitz, oder Ablenkung durch Materielles fällt es deutlich einfacher, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. So ist es inzwischen einfacher möglich, die kleinen (und großen) Wunder um uns herum wahrzunehmen und zu genießen. Mir ist klar geworden, dass man wahre Zufriedenheit nicht im Besitz findet, sondern im Erleben. Unterwegs im Camper haben wir gelernt, die kleinen Dinge zu schätzen. Wenn das Meer wild an Klippen schlägt, das gemeinsame Lachen, beim abendlichen Lieder-Raten, oder Lucys und Orles überbordende Freude beim Herumtollen an Sandstränden. Lieb ich. ❤️

Das Leben im Hier und Jetzt

Während wir durch die Welt reisen, lernen wir vor allem eines: Das Leben ist zu kurz, um es nicht in vollen Zügen zu genießen. Die Reise hat uns gelehrt, dass das Leben nicht darauf wartet, bis wir „irgendwann“ bereit sind – wir müssen es ergreifen und genießen. Das wahre Abenteuer besteht darin, im Hier und Jetzt zu leben. Die Zeit ist vergänglich und kostbar. Wir müssen uns selbst die Erlaubnis geben, unseren eigenen Weg zu gehen, das Leben zu leben, das uns erfüllt. Erlaube dir selbst, alte Muster abzulegen und an die Stelle von Gewohnheiten deine wahren Bedürfnisse treten zu lassen. Sei mutig, sei du selbst und lebe ein Leben voller Bewusstsein und Freude.

Das Leben ist ein Abenteuer – mach das Beste daraus!

Also, wohin führt deine Reise? Egal, wo du gerade stehst, erinnere dich daran, dass du nur ein Leben hast. Lebe es für dich und nicht für die Erwartungen anderer. Denn letztlich sind wir alle auf einer Reise zu uns selbst.

„Die beste Zeit für einen Neuanfang ist jetzt.“