Spanien – geregelt, sauber, überfüllt

Inzwischen sind wir 5 Wochen in Spanien. Das war’s dann auch schon mit diesem südeuropäischen Land für uns – denn morgen geht’s mit der Fähre nach Marokko.

Von Barcelona Richtung Nordküste

Die ersten Tage in Spanien verliefen irgendwie „mürbend“ und zäh. Nachdem uns kurz nach Barcelona die Keilriemen kaputtgegangen sind, brauchten wir wieder welche für unser „Ersatzteil-Lager“. Wir fuhren Tag für Tag X Buden an, die zwar Teile für LKWs (und PKWs) hatten, aber keine (passenden) Keilriemen. Merkwürdig. In Albanien hatten wir diese Dinger an ner kleinen PKW-Werkstatt am Straßenrand bekommen. Nach mehreren Anläufen hat Rico dann doch endlich welche bekommen.
Außerdem wurde es echt kalt. Als wir in Barcelona ankamen, war ich überrascht, dass es angenehm warm war. Doch zwei Tage später kam es zum Wetterumschwung. Nachts waren plötzlich -6°C 🥶. Die Tagestemperaturen lagen bei plus 7 bis 11 °C. Nachts aber immer unter dem Gefrierpunkt.
Geplant waren im nördlichen Spanien ein paar interessante Ausflugsziele, dann sollte es über Madrid Richtung Süden gehen. Doch bis an die Nordküste sind wir gar nicht gekommen – wir entschieden uns schon vorher in südlichere Gefilde zu fahren.
Die Landschaften Kataloniens, Aragons und Navarras gefielen mir sehr gut.


Ganz toll war die Halbwüste Bardena Reales. Im Jahr 2000 wurde dieses Gebiet von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt.

Das Spanien, was wir im Norden gesehen haben, ist erstaunlich sauber und akkurat.
Überrascht haben mich die Spanier mit ihrer regelkonformen Fahrweise. Hier gibt’s, wie überall, Verkehrsregeln – und die werden wirklich eingehalten. Es fühlt sich komisch an, wenn man aus dem wuseligen Italien kommt, wo Regeln nur Vorschläge sind.
Keiner parkt in zweiter Reihe. Rote Ampeln bedeuten „Stopp“. Geschwindigkeitsangaben werden eingehalten. Da scheinen die Spanier doch etwas Deutsch 😜
Ich vermisste die italienische Gelassenheit.
Während der gesamten 5 Wochen stellte sich für mich kein „Wohlfühl-Gefühl“ ein. Auch sind die Menschen zwar freundlich, aber distanziert.

Spanische Hilfsbereitschaft

Kaum hatten wir unsere Keilriemen wieder beisammen, die erste Woche in Spanien war gerade vergangen, als Charly wieder eine Panne hatte. Gerade nahmen wir eine Autobahn-Ausfahrt, als Rico sagte, dass unser LKW kein Gas mehr nimmt. Mein Mann fuhr rechts ran, ich gab ihm die Warnweste und zog selbst eine an. Zunächst stellte ich das Warnkreuz auf, während Rico bereits Ursachenforschung betrieb.

Das Problem war schnell gefunden – eine Schraube an einer Dieselleitung hatte sich gelockert. Die Behebung gestaltete sich allerdings ziemlich umständlich. Die Teile waren an einer schwer erreichbaren Stelle. Alles in allem schaffte es Rico, war sich dann aber unschlüssig, ob seine Arbeit so korrekt war. Wir griffen zum Telefonjoker. 🙈 Markus vom KFZ-Park Naunhof war zufällig selbst am Telefon.
Er bestärkte Rico und erklärte, dass alle Tätigkeiten, die er gemacht hatte, richtig waren. Die beiden plauderten noch ein wenig und dann schloss mein Mann die Arbeiten ab. Wir packten unsere Werkzeuge wieder zusammen – und Charly sprang an 😁

Wie auch beim Problem mit den Keilriemen standen wir 2 Stunden am Straßenrand einer Autobahnabfahrt. Wir konnten die Sachen immer selbst lösen und waren nicht auf Hilfe angewiesen. Trotzdem fand ich es enorm traurig, dass keiner anhielt. Niemand fragte, ob alles ok sei, oder ob er/sie helfen könne. Auch hier vermisste ich die Hilfsbereitschaft, die uns in vielen anderen Ländern zuteil kam.

Zauberhaftes Madrid

Normalerweise meiden wir bekanntlich Hauptstädte, aber diesmal mussten wir unbedingt hin! In Madrid gab es eine Harry-Potter-Ausstellung, die sich Lucy und ich natürlich nicht entgehen lassen wollten. Glücklicherweise war diese am Rande der Hauptstadt und wir fanden direkt davor einen Stellplatz! Als wir jedoch Tickets kaufen wollten, wurde uns erklärt, dass an diesem Tage leider schon voll sei und niemand mehr Zutritt hätte. Oh, nee, wir waren kurz enttäuscht. Doch die nette Frau am Schalter erklärte, dass sie uns gern Tickets für den nächsten Tag verkaufen könne. Klar, wir griffen sofort zu und sicherten uns den Einlass! Die Nacht verbrachten wir auf dem Platz vor der Ausstellung, niemand störte sich daran. Als wir am nächsten Morgen erwachten, waren wir jedoch komplett eingeparkt 🙈 Egal, zunächst ließen wir uns von Harry Potter und seinen Freunden verzaubern.

Die Ausstellung war sehr schön. Zunächst erhielten wir ein Armband mit integriertem Chip, auf welchen wir uns registrieren konnten. Das war ganz witzig, den so hatten wir Zugang zur interaktiven Zaubererwelt. Unsere Vornamen erschien zum Beispiel auf einer riesigen Karte der Rumtreiber. Neben originalen Requisiten aus den verschiedenen Filmen, durften wir Zaubertränke brauen, Alraunen im Pflanzenkunde-Unterricht zum Schreien bringen oder bei Wahrsagen die Kristallkugel befragen.

Selbstverständlich war an der Ausstellung auch ein Shop angeschlossen. Schon zu Beginn malten wir uns aus, was wir Potterheads dort alles kaufen würden. Die Realität war sehr ernüchternd. Dass Preise in solchen Shops hoch sind, ist allgemein bekannt. Doch dass ich dafür zuvor meine Organe hätte verkaufen müssen, war mir nicht bewusst. Ein einfaches Shirt mal eben für 50 Euro, ein Haargummi kostete ungelogen 10 Eur genau wie eine Flasche Butterbier (330ml) auch 10 Eur. Es gab auch tolle Pullover. In Anbetracht der Preise waren sie dann allerdings echt nicht mehr so toll 😂 Beim Durchstöbern der Teile, die im Ausverkauf standen, wurden wir dann zum Glück doch noch fündig! Für Lucy ein Shirt ihres Lieblingshauses 🐍 und auch ich fand nen coolen Quidditch-Pullover🧹 (70 Euro reduziert!!!!) 😂 Mit noch ein paar Kleinteilen waren wir dann sogar privilegiert genug an der Kasse eine Flasche Butterbier gratis zu bekommen. Großartig! Wir Schnäppchenjäger! 😉

Pläne sind zum Ändern da

Eines Tages suchte Lucy ein ernsthaftes Gespräch. Sie „gestand“ uns, dass sie keine rechte Lust mehr aufs Reisen hat. Puh, das war ziemlich hart. Allerdings war Rico und mir immer klar, dass dieser Punkt irgendwann kommen würde. Nach langen, intensiven Gesprächen fanden wir eine Lösung, mit der alle vorerst zufrieden sind: Lucy besucht eine Woche Freunde und Familie in Deutschland, danach machen wir unsere geplante Afrika-Tour. Nach dieser sprechen wir nochmal. Aktuell sieht es so aus, dass wir uns nach Afrika für einige Zeit in Rumänien festsetzen werden. Wie, wann und wo genau steht noch in den Sternen. Bisher spinnen wir ab und zu mal verschiedenen Möglichkeiten aus und versuchen uns ein „festes“ Leben vorzustellen. Doch erstmal gehts nach Afrika 😊

Im kalten Deutschland

Wir planten den Besuch in Deutschland. Abflug war in Malaga, also benötigten wir in der Nähe auch einen Stellplatz, auf welchem ich samt Charly problemlos eine Woche stehen konnte. Schön war der erwählte Platz in meinen Augen eher nicht, aber eben praktisch und bezahlbar. 😉 … und vor allem war auch noch ein Plätzchen für uns frei. Umso mehr wir in Spanien nämlich nach Süden kamen, umso mehr Camper waren unterwegs. Es kam mehrfach zu der Situation, dass wir einen geplanten Stellplatz anpeilten, und dann deprimiert wieder abzogen, weil andere Reisende schneller waren und die schönen Plätze vor uns ergatterten. Wir verlegten unsere Übernachtungsplätze nun hauptsächlich auf große Parkplätze, zum Beispiel an Einkaufszentren. Nie schön und immer laut. Selbst auf dem ein oder anderen Campingplatz wurden wir weggeschickt, weil alles besetzt war. Die Camperdichte im Südspanien ist enorm hoch. … umso glücklicher waren wir eben, dass wir bei Malaga den gewünschten Platz bekamen.

Lucy und Rico flogen ins kalte Deutschland. Ich blieb im warmen Andalusien. Über diese Woche gibt´s aus meiner Sicht wenig zu erzählen. Ich machte nahezu täglich mit Orle einen Spaziergang zum Strand oder erkundete die Umgebung. Ich erfreute mich an einem Papayabaum, welcher unzählige Früchte trug, oder auch an riesigen Baum-Strelitzien. An einem Tag (und Nacht) gab es mega heftige Regenfälle, sodass wir für unsere Gassi-Runden ein Boot bevorzugt hätten. Highlights waren die 4 Schweine, die Tagein tagaus über den Platz grunzten. Fertig. Mehr ereignete sich bei mir nicht 😉

Ölwechsel mit Ballspiel

Als meine zwei Lieben wieder zurück kamen, ging unsere Reise weiter. Auf der „Straße der weißen Dörfer“ ereignete sich ein Erlebnis, was mal wieder absolut typisch für uns war. Die Straße führte durch herrliche Landschaften, bergauf bergab – und natürlich vorbei an den Dörfern, welche komplett aus weißen Häusern bestanden. Durch eines wollten wir hindurch. Die Gassen waren mal wieder unglaublich eng, doch wir schlängelten uns hindurch- ich sah, dass sich in einigen Metern entfernung die Häuser auftaten und die Straßen vermeintlich breiter wurden – und plötzlich standen wir mit unserem Charly mitten aud dem sehr belebten Dorfplatz. Überall saßen Menschen in Cafes, es herschte reges Treiben… und wir mussten natürlich MITTENDURCH! 🤪

Ein wirklich beeindruckendes Erlebnis hatten wir in Tarifa, der südlichsten Stadt auf dem europäischen Festland. Von hier konnten wir zeitgleich den Atlantik, das Mittelmeer und sogar Afrika sehen. Einfach großartig. 🥰

Wir waren die letzten Tage sehr mit Vorbereitungen für unsere Überfahrt nach Afrika beschäftigt. So brauchte Charly zum Beispiel vorher noch einen Ölwechsel. Rico machte eine Werkstatt für LKWs in Algeciras ausfindig. Als wir auf den Hof fuhren kam ein aufgeregter Hund auf uns zugerannt. Ein Malinois – vor denen habe ich von Grund auf Respekt. Eine vielzahl an LKWs warteten auf Reparatur. Wir teilten einem Mitarbeiter unser Anliegen mit und er prüfte daraufhin, ob unsere benötigten Filter vorrätig waren. Kein Problem. Und wenige Minuten später durfte Charly dann auch schon in die Halle fahren und wurde „behandelt“. Der respekteinflößende belgische Schäferhund stellte sich als freundlich und überaus verspielt heraus. Immer wieder warf er uns ein Stück Plastikmüll vor die Füße. Wir sollten es schießen und er flitzte hinterher. Uns fiel ein, dass Lucy vor langer Zeit einen kleinen Hundeball für Orle gekauft hatte, obwohl unser Hund Ballspielen nichts abgewinnen kann. Freimütig schenke Lucy nun dem aufgeweckten Malinois den Ball – und der war so glücklich damit. Unermüdlich forderte er uns und auch sämtliche Mitarbeiter der Werkstatt zum Spielen auf.

Tja, und so verging die Wartezeit wie im Flug. Mit frischem Öl, einem Ball weniger, dafür mit fremder Hundesabber an den Hosenbeinen waren wir nun bereit für Afrika!

Nach 5 Wochen werden wir morgen Spanien verlassen. Mich hat das Land nicht „gepackt“. Doch, wie wir anhand der Vielzahl anderer Camper sehen, gibt es genügend, die begeistert sind. Schon zuvor haben wir gehört und gelesen, dass Spanien ein beliebtes Ziel für Überwinterer ist – es zu erleben und die Massen an Touristen zu sehen, ist noch einmal etwas anderes. Selbstverständlich bin ich nicht in der Situation, mich darüber zu beschweren. Schließlich sind wir ja ebenfalls hier. Mein Verständnis für die Einheimischen ist aber immer weiter gewachsen, die Urlaubern nicht immer freundlich gesonnen sind. Spanien war für mich eine Erfahrung, aber aufgrund der Umstände würde ich es niemanden explizit empfehlen im Winter hierher zu reisen. Zum Wohle der Einheimischen.

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